Nato: Pistorius ruft zu Geschlossenheit und mehr Unabhängigkeit auf

Bild: Eigenes Werk /OTT
Angesichts des jüngsten Kurswechsels der US-Regierung in der Ukraine-Politik hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) für mehr Unabhängigkeit geworben. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht auseinander dividiert werden - und gleichzeitig dringend an unserer eigenen Stärke, Souveränität und Unabhängigkeit arbeiten, ohne das transatlantische Bündnis unsererseits in Frage zu stellen", sagte er am Donnerstag bei einem Statement in Koblenz.
Pistorius sieht die USA weiterhin als vertrauensvollen Verbündeten. "Das
sehe ich immer noch, weil ich der festen Überzeugung bin, und ich
hoffe, ich werde nicht enttäuscht, dass Bündnisse unabhängig sein müssen
von politischen Überzeugungen und Regierungen. Ansonsten wären es keine
Bündnisse, sondern Zufallsgemeinschaften", sagte der SPD-Politiker.
"Und trotzdem müssen wir wachsam bleiben, in welche Richtung sich das
entwickelt."
Angesichts der jüngsten Äußerungen Donald Trumps, in
denen er fälschlicherweise behauptete, der ukrainische Präsident sei
ein "Diktator" und die Ukraine habe den Krieg begonnen, sagte Pistorius,
man könne nicht verhindern, was der US-Präsident täglich von sich gebe.
"Damit müssen wir umgehen. Es ist nur wichtig, dass wir immer wieder
darauf hinweisen, welche Narrative das sind, die hier verbreitet werden.
Und es hilft, immer auch die Fakten zu wiederholen, auch wenn die
Fakten nicht bei jedermann auf gleiches Interesse stoßen."
Der
Verteidigungsminister zog einen Vergleich zum ehemaligen britischen
Premierminister Winston Churchill. Dieser habe während des Zweiten
Weltkrieg sechs Jahre lang ohne Wahlen regiert. "Und das hat niemanden
kritisiert, weil es normal ist, das unter Kriegsrecht keine wirklichen
vernünftigen gerechten Wahlen stattfinden können", so Pistorius.
Die
Amtszeit des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenksyj endete
formell am 20. Mai 2024. Das aufgrund des russischen Angriffs ausgelöste
Kriegsrecht verbietet allerdings alle Wahlen. Russland hatte am 18.
März 2014 die ukrainische Krim annektiert, am 13. April 2014 den Krieg
im ostukrainischen Donbass begonnen und ihn am 24. Februar 2022 auf die
gesamte Ukraine ausgeweitet.
Eine ähnliche Regelung zum Aufschub
von Wahlen im Kriegsfall sieht auch das deutsche Grundgesetz vor.
Während eines Verteidigungsfalles ablaufende Wahlperioden enden nach
Artikel 115h sechs Monate nach Beendigung des Verteidigungsfalles.
Quelle: dts Nachrichtenagentur