Scholz auf Türkei-Besuch: Erdogan um Annäherung bemüht
Archivmeldung vom 19.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Samstag für einen eintägigen Besuch in der Türkei gewesen. Dabei wurde Scholz von Erdogan regelrecht umworben - beim Thema Nahost zeigten sich jedoch krasse Meinungsverschiedenheiten.
So bezeichnete Erdogan das Vorgehen Israels in Gaza als "Völkermord" und
forderte einen Waffenstillstand sowie humanitäre Hilfe für die
Palästinenser. Scholz distanzierte sich davon klar und betonte das Recht
Israels auf Selbstverteidigung. Gleichzeitig wiederholte er die
Forderung einer Zweistaatenlösung.
Beim Thema Ukraine verurteilen
Scholz und Erdogan den russischen Angriff als Bruch des Völkerrechts.
Wiederholt unterstrichen der türkische Präsident und der deutsche
Bundeskanzler die Geschlossenheit der Nato. Bei dem Treffen wurde auch
eine verstärkte Zusammenarbeit in der Rüstungsindustrie besprochen und
Scholz stellte klar, dass Rüstungslieferungen an die Türkei als
Nato-Partner weiterhin erfolgen werden. "Die Probleme, die wir in der
Vergangenheit bei der Beschaffung von entsprechenden Produkten gehabt
haben, haben wir jetzt zurückgelassen, und wir wollen in diesem Bereich
zusammenarbeiten", sagte Erdogan.
Immer wieder ging der türkische
Präsident aber auf regelrecht auf Kuschelkurs: Er betonte die
"100-jährige Freundschaft" zwischen der Türkei und Deutschland und hob
die starken wirtschaftlichen und persönlichen Verbindungen hervor. Es
lebten schließlich mehr als 3,5 Millionen Menschen türkischer Abstammung
in Deutschland, und die Länder pflegten enge Handelsbeziehungen mit
einem Volumen von 50 Milliarden US-Dollar, das weiter wachsen solle, so
Erdogan. Deutschland habe zudem eine "Schlüsselfunktion" in der
Europäischen Union, der die Türkei gerne beitreten würde. "Ich habe
diesbezüglich auch unsere Erwartungen an meinen werten Kollegen
weitergetragen", sagte Erdogan.
Quelle: dts Nachrichtenagentur