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Mandelas engste Mitarbeiterin hat lange die Schwarzen verachtet

Archivmeldung vom 06.06.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.06.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Nelson-Mandela-Statue von Ian Walters in London auf dem Parliament Square
Nelson-Mandela-Statue von Ian Walters in London auf dem Parliament Square

Foto: Krinkle
Lizenz: CC BY 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Zelda La Grange, langjährige enge Vertraute von Nelson Mandela (1918-2013), hat vor ihrer Zeit als Assistentin des südafrikanischen Präsidenten die Schwarzen verachtet: "Alles, was man in den Zeitungen gelesen oder in der Kirche gehört hat, hat man geglaubt. Wir haben das System deshalb nicht infrage gestellt" sagte die 44-Jährige in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Sie sei zu Zeiten der Apartheid in sehr privilegierten Verhältnissen aufgewachsen: "Da gab es einfach keinen Grund, die eigene Umwelt zu hinterfragen - oder sich auch nur dafür zu interessieren, was in der Umgebung geschieht. Wenn man in dieser Zeit aufgewachsen ist, hat man keine Fragen gestellt. Ich habe deshalb auch geglaubt, dass Weiße den schwarzen Menschen überlegen sind." Sie habe als Jugendliche nur eine Ausnahme gemacht, so La Grange weiter: "Unsere Familie hatte eine schwarze Hausangestellte. Ich habe sie sehr geliebt, aber für mich war sie anders als andere schwarze Menschen, da sie bei uns im Haus gearbeitet hat und ich deshalb mit ihr viel Zeit verbracht habe. Daran sieht man, wie leicht das eigene Denken manipuliert werden kann: Ich habe diese Frau gemocht, aber sonst keine Schwarzen." Ein Widerspruch sei dies für sie nicht gewesen: "Man konnte eine schwarze Person im eigenen Haus mögen, das war akzeptiert, aber außerhalb der eigenen vier Wände konnte man es nicht verstehen, wenn man den Schwarzen die Hand reicht." Nelson Mandela habe sie während seiner langjährigen Gefangenschaft auf Robben Island gar nicht wahrgenommen, räumte La Grange ein: "Ich wusste zwar, dass wir damals unsere Existenz gegen die angebliche Gefahr durch die Schwarzen beschützten, aber über die Person Mandelas war ich nicht informiert." Dieses Denken, so La Grange weiter, habe sie erst überwunden, nachdem sie angefangen hatte, als Schreibkraft für Mandela zu arbeiten: "Wenn man Mandela zum ersten Mal sah, konnte man die Nettigkeit in seinem Gesicht erkennen. Seine Augen waren voller Aufrichtigkeit, und er hatte ein sehr edelmütiges Lächeln. Dass er sich so interessiert zeigte, hat mich wirklich umgehauen. Ich fühlte mich schuldig und verantwortlich, weil ich erkannte, wie alt er war. Plötzlich habe ich mich gefragt, warum wir diesen Mann ins Gefängnis geworfen haben. Was hat er gemacht, und warum ist er so nett zu mir? Wieso verdiene ich das? Es war eine große Schuld, die ich fühlte."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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