Weltbevölkerung wächst trotz sinkendem Geburtenniveau weiter
Archivmeldung vom 10.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićTrotz des sinkenden Geburtenniveaus wächst die Weltbevölkerung weiter an. Gegenwärtig bekommen Frauen im globalen Durchschnitt 2,2 Kinder, wie nach Angaben des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus Berechnungen der Vereinten Nationen (UN) hervorgeht, die am Donnerstag veröffentlicht werden.
Demnach dauert es aufgrund der Trägheit demografischer Prozesse dennoch
bis 2084, bevor die Weltbevölkerung bei knapp über zehn Milliarden
Menschen ihr Maximum erreicht. Danach wird erwartet, dass die sinkende
Zahl an Geburten durch die wachsende Zahl an Sterbefällen überholt wird
und die Weltbevölkerung nicht nur altert, sondern auch zu schrumpfen
beginnt.
Bis dahin wird, nach der mittleren Variante der
UN-Vorausberechnung, die absolute Zahl der Menschen weltweit aber
weiterhin ansteigen. Hierfür sieht Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für
Bevölkerungsforschung (BiB) Subsahara-Afrika als Schlüsselregion.
Während
eine steigende Zahl an Ländern Sterbeüberschüsse verzeichneten, liege
das Geburtenniveau dort noch immer bei durchschnittlich 4,3 Kindern je
Frau, so Swiaczny. Bis zum Ende des Jahrhunderts werde die Region als
Folge des hohen Geburtenniveaus von heute 1,2 auf 3,4 Milliarden
Menschen weiter anwachsen, selbst wenn das Geburtenniveau in diesem
Zeitraum auf zwei Kinder je Frau sinken sollte. "Die Zukunft der
Weltbevölkerung hängt wesentlich von der Entwicklung in Subsahara-Afrika
ab", so Swiaczny.
Der Grund dafür liege in der extrem jungen
Altersstruktur, sagte Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der Deutschen
Stiftung Weltbevölkerung (DSW). In dieser Weltregion, wo über 40 Prozent
der Menschen unter 15 Jahre alt sind, bekämen viele Mädchen immer noch
sehr früh und in der Folge häufig mehr Kinder, als sie adäquat versorgen
können. Zudem bedeuteten Teenagerschwangerschaften in sehr vielen
Fällen das Ende der Schullaufbahn, womit Frauen und Mädchen die Chancen
auf eine Ausbildung und ein eigenständiges Einkommen genommen wird.
"Dabei
birgt der weibliche Teil der Bevölkerung, immerhin die Hälfte von acht
Milliarden Menschen, ein enormes Potenzial", so Kreutzberg.
"Investitionen in Ausbildung, Aufklärung und den Zugang zu
Verhütungsmitteln sind immer auch eine Investition in Stabilität und
Sicherheit."
Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts für
Bevölkerung und Entwicklung, sieht die Gleichberechtigung von Frauen
nicht nur in Subsahara-Afrika als zentral für eine nachhaltige
Bevölkerungsentwicklung an: "Nur, wenn Mädchen und Frauen einen
gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Arbeit und Gesundheitsversorgung
haben, können sie ein selbstbestimmteres Leben führen, nicht zuletzt in
Sachen Familienplanung."
Auch in Regionen mit niedrigen
Geburtenraten muss sich die Gleichberechtigung zwischen den
Geschlechtern weiter verbessern. Hinz unterstreicht: "Nach wie vor
stecken mehrheitlich Frauen bei der Erwerbstätigkeit zurück, um Kinder
und Ältere zu betreuen, zu erziehen und zu pflegen. Eine gerechtere
Verteilung der Sorgeverantwortung ist nicht nur aus Gründen der
Geschlechtergerechtigkeit wichtig, sondern auch, um besser für eine
alternde Bevölkerung gewappnet zu sein."
Quelle: dts Nachrichtenagentur