Wirtschaftsforscher: Frankreich zahlt für deutsche und europäische Fehler
Archivmeldung vom 21.09.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Wirtschaftsforscher Andrew Watt beurteilt die geplanten Arbeitsmarktreformen in Frankreich skeptisch. Die Regelung, nach der auf betrieblicher Ebene Arbeitsbedingungen festgelegt werden können, sei ambivalent, sagte der Abteilungsleiter des Wirtschaftsforschungsinstituts IMK der Hans-Böckler-Stiftung der in Berlin erscheinenden überregionalen Tageszeitung "neues deutschland" (Freitagausgabe). Zwar könne dies das Tarifsystem stärken. "Es kann aber auch sein, dass die Beschäftigten über den Tisch gezogen werden, wenn sie in einer schwachen Position sind und um ihre Jobs fürchten", so Watt.
Weil derzeit die Arbeitslosigkeit in Frankreich hoch sei, "wird die Dezentralisierung wahrscheinlich zu einem schwächeren Lohnwachstum führen".
Scharfe Kritik übte Watt an der EU und an Deutschland. Die Macron-Regierung "steckt in der Klemme", so Watt. Wegen der EU-Defizitregeln könne sie fiskalpolitisch kaum etwas tun, um die Wirtschaft anzukurbeln. So habe die Regierung zuletzt massiv gespart, um das staatliche Defizit zu senken. Zudem seien in Deutschland die Einkommen über viele Jahre extrem schwach gestiegen. "Das hat die französische Wirtschaft in Schwierigkeiten gebracht. Ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit hat sich gegenüber deutschen Firmen verschlechtert." Nun werde Frankreich gezwungen, über Lohnzurückhaltung die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen zu verbessern.
Dabei seien die Gehälter in Frankreich in der Vergangenheit nicht übermäßig erhöht worden: "Die Lohnstückkosten sind pro Jahr im Schnitt um knapp zwei Prozent gestiegen. Das ist eine optimale Entwicklung, die wir uns für die ganze Eurozone gewünscht hätten", so Watt.
Quelle: neues deutschland (ots)