Tibeterin bei Fluchtversuch erschossen - Schicksal weiterer Tibeter unklar
Archivmeldung vom 06.10.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlBewaffnete chinesische Einheiten haben am 30. September mindestens eine Tibeterin bei einem Fluchtversuch über einen Himalaya-Pass erschossen und mindestens ein weiterer Tibeter könnte getötet worden sein.
Einer Gruppe von 43 Tibetern gelang dabei
die Flucht nach Nepal, der Verbleib von rund 30 weiteren Tibetern,
die offenbar von Einheiten der chinesischen "Bewaffneten
Volkspolizei" festgenommen wurden, ist unklar. "Das Vorgehen der
chinesischen Sicherheitskräfte ist ein Skandal und massiver Verstoß
gegen international anerkannte Menschenrechte", kritisierte der
Geschäftsführer der International Campaign for Tibet Deutschland
(ICT), Kai Müller, heute in Berlin.
Der Vorfall hat sich nach bestätigten Aussagen in der Nähe des Nangpa-la-Passes im Himalaya-Gebirge ereignet. Augenzeugen, darunter mehrere Bergsteiger u.a. aus Großbritannien, berichteten, dass eine Gruppe von etwa 70 Tibetern von bewaffneten paramilitärischen Einheiten bei ihrer Flucht über den Nangpa-la Pass gestellt worden war. Die für die Sicherung der Grenzen eingesetzten Einheiten hätten ohne sichtbaren Grund das Feuer auf die Tibeter eröffnet. Unbestätigten Berichten zufolge könnten weitere sieben tibetische Flüchtlinge zu Tode gekommen sein.
Bei der getöteten Tibeterin handelt es sich um eine buddhistische
Nonne, unter den Flüchtlingen befanden sich mehrere Jugendliche und
Kinder im Alter von bis zu 10 Jahren. 43 der Flüchtlinge befinden
sich auf dem Weg zum Flüchtlingsaufnahmezentrum in Katmandu, Nepal.
"Wir fordern den UNHCR auf, den Schutz der in Nepal angekommenen Gruppe tibetischer Flüchtlinge zu gewährleisten, da die Gefahr der Abschiebung nach China besteht, wo auch ihnen massive Menschenrechtsverletzungen drohen", zeigte sich Müller besorgt.
"Die chinesischen bewaffneten Einheiten haben widerrechtlich und
in unverhältnismäßiger Weise Gewalt angewandt", so ICT weiter.
"Internationales Recht erlaubt den Gebrauch von Schusswaffen durch
Grenzbeamte nur als letzten Mittel und im Falle akuter Lebensgefahr.
Wir rufen die Staatengemeinschaft und einzelne Staaten dazu auf,
offiziell ihre Missbilligung gegenüber der chinesischen Regierung
ausdrücken und den massiven Bruch international anerkannter
Menschenrechte zu verurteilen, der zum tragischen Tod mindestens
einer Tibeterin führte", so die Organisation abschließend.
Quelle: Pressemitteilung International Campaign for Tibet - Deutschland e.V.