"Panorama": die Aussagen des Informanten im Wortlaut - Dementi des BND geht zum Teil an den Aussagen vorbei
Archivmeldung vom 19.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm vergangenen Donnerstag (12. Januar) hatte das NDR Politmagazin "Panorama" erstmals über die Tätigkeit von zwei Agenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) während des Irakkrieges in Bagdad berichtet. Heute (18. Januar) sollen die beiden Agenten vor dem Parlamentarischen Kontrollgremium des Deutschen Bundestages aussagen.
Aus diesem Anlass stellt die "Panorama"-Redaktion noch
einmal dar, was sie berichtet hat und welche Aussagen der ehemalige
Pentagonmitarbeiter in dem "Panorama"-Bericht gemacht hat.
Unstrittig und mittlerweile bestätigt sind die Aussagen des
Informanten, wonach der BND während des Krieges mit zwei Agenten in
Bagdad Informationen gesammelt und einen Teil dieser Informationen an
den amerikanischen Militärgeheimdienst DIA weitergegeben hat.
Strittig ist, ob diese Informationen sich nur auf zivile oder auch
auf militärische Objekte (also mögliche Angriffsziele) bezogen.
Strittig sind ferner die Ereignisse am 7. April.
1) Wie haben die BND-Agenten der DIA geholfen?
Nach Angaben des ehemaligen Mitarbeiters im Pentagon sollen die
BND-Agenten mit ihren Informationen bei der Zielplanung und
Zielerfassung des US-Militärs geholfen haben. Wörtlich sagt der
Informant in "Panorama":
"Das Treffen hat viele Stunden gedauert. Wir haben verschiedene
Punkte während der Besprechung abgearbeitet. Einschließlich der
Planung von deutscher Spionage-Hilfe während und vor dem Krieg, was
natürlich hieß, uns bei der Zielführung und Zielbestätigung zu
helfen."
"Die übliche Frage während des Krieges hieß: Haben wir darüber
irgendetwas von den Deutschen? Oder aber wir benutzten den Ausdruck:
Gebt den Deutschen einen Auftrag.
Wir haben die Anfrage gemacht. Sie haben uns direkt unterstützt.
Sie haben Informationen für die Zielplanung geliefert."
Der BND dementierte diese Behauptungen gegenüber "Panorama" mit dem
Satz:
"Entgegen anders lautenden Unterstellungen ist festzuhalten, dass
den kriegführenden Parteien keinerlei Zielunterlagen oder Koordinaten
für Bombenziele zur Verfügung gestellt worden sind."
Von "Zielunterlagen oder Koordinaten für Bombenziele" war in den
Ausführungen des Informanten nie die Rede.
2) Zivile oder militärische Objekte?
Nach Angaben des Informanten umfassten die Informationen des BND
zwar auch die Beschreibung so genannter "non-targets" wie Schulen und
Kindergärten. Die Informationen des BND seien aber deutlich über
diesen Bereich hinausgegangen und regelmäßig in die Arbeit der
Zielüberprüfung eingeflossen.
3) Der 7. April
Zum Hergang der Bombardierung am 7. April hat der Informant
folgende Angaben gemacht. Um einen Tipp bezüglich des Aufenthalts
Saddam Husseins zu verifizieren, seien die Deutschen um Hilfe gebeten
worden.
"Wir haben die Deutschen gebeten, etwas zu tun, was wir
Kontrollfahrt nennen. Das war sehr wichtig für die Zielplanung an
diesem Tag."
Die Deutschen hätten nichts zu Saddam Hussein mitgeteilt, sondern
vielmehr die Anwesenheit von "Mercedes-Fahrzeugen" nahe des
Restaurants Al Saa bestätigt. Dies sei eine wertvolle Information für
die Entscheidung zur Bombardierung gewesen. Nach dem Angriff seien
die Deutschen noch einmal an den Gebäudekomplex vorbeigefahren.
"Die Deutschen sind noch einmal vorgefahren und haben geprüft, ob
wir getroffen haben. Sie sind vor und nach dem Angriff
vorbeigefahren."
Eine Kontrollfahrt vor dem Angriff am 7. April hatte der BND
gegenüber "Panorama" vehement bestritten. Auch die behauptete
Bestätigung der Anwesenheit von Fahrzeugen sei nie erfolgt.
Die von dem Informanten behauptete Fahrt nach dem Angriff wurde
mittlerweile informell bestätigt.
Quelle: Pressemitteilung NDR