Kinderpsychologin von Ärzte ohne Grenzen kritisiert Zustände im Flüchlingslager auf Lesbos
Archivmeldung vom 02.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo Babić"Europa guckt zu, wie diese Menschen langsam zugrunde gehen", kritisiert die Kinderpsychologin Katrin Glatz-Brubakk im Gespräch mit "nd.DerTag" die Zustände im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos. Sie betreut dort als Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen traumatisierte Kinder und Jugendliche.
"Es ist eine politische Wahl, Menschen so zu behandeln. Ich finde, es ist eine skandalöse Wahl", so die Psychologin mit Blick auf die politischen Entscheidungsträger. "Viele, die vorher noch nicht psychisch krank waren, werden es hier", sagte Glatz-Brubakk.
"Die meisten Kinder sind aber bereits von dem traumatisiert, was sie in ihrer Heimat oder auf der Flucht erlebt haben. Viele haben erlebt, wie Angehörige ertrunken sind, als die völlig überladenen Schlauchboote sanken." Im abgebrannten Lager Moria hätten Kinder mit ansehen müssen, wie Menschen bei Messerstechereien verletzt oder getötet worden seien. "Im neuen Lager fürchten sie sich davor, dass ein Wintersturm ihr Zelt wegweht oder jemand ins Zelt einbricht." Mädchen hätten Angst vor Vergewaltigungen, so Glatz-Brubakk. "Es gibt im Lager keinen einzigen Ort, an dem sie sich sicher fühlen."
Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche (ots)