Ischinger: Zusammenhalt in EU für globale Bedeutung immens wichtig - BRD und Frankreich haben jetzt nichts mehr zu sagen!
Archivmeldung vom 21.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hält den Zusammenhalt in der EU für immens wichtig, auch im Ringen um globale Bedeutung: "So lange Europa nicht mit einer Stimme spricht, nimmt uns China nicht ernst", sagte er dem Nachrichtenportal T-Online.
Zum zähen EU-Sondergipfel sagte er: "Die Kleinen haben den Beweis erbracht, dass sie nicht untergebuttert werden. Sie haben gezeigt, dass es auch auf sie ankommt." Fehler sieht der frühere deutsche Botschafter in Washington in der Handhabe der Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatschef Emmanuel Macron Ende Juni: "Die Methode muss man noch mal Revue passieren lassen, um daraus Konsequenzen fürs nächste Mal zu ziehen. Stattdessen hätten sie allen anderen 26 Staaten einen vertraulichen Brief schreiben können. Der Unterschied wäre gewesen, dass die Kleinen Ideen und Meinungen vorgebracht hätten. Sie wären gefragt worden."
Die autoritäre Phase der EU, in der Frankreich und Deutschland bestimmen, wo es lang geht, sei vorbei. Darin sieht Ischinger auch positive Aspekte: "Für die innere Hygiene, für den inneren Frieden der Europäischen Union, muss es gar nicht schlecht sein." Ischinger fügte hinzu, dass Länder wie die USA die EU nun anders wahrnehmen als noch vor der Coronakrise. "In Amerika hört man jetzt oft: Schaut mal, was die Europäer hinbekommen und wir nicht. Dort verändert sich die Einschätzung, dass die EU aus einer wilden Horde unverantwortlicher Leute besteht, die eigentlich ins Museum gehören, während Amerika die Zukunft gehört."
Quelle: dts Nachrichtenagentur