Ukraine: Sicherheitsratschef warnt vor russischer Invasion über Krim hinaus
Archivmeldung vom 18.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Chef des Rats für nationale Sicherheit und Verteidigung der Ukraine, Andriy Parubi, warnt vor einer russischen Invasion in seinem Land über die Krim hinaus: "Wer glaubt, dass Russlands Ziel die Krim ist, der begeht einen großen Fehler. Russlands Ziel ist die Ukraine und Kiew", sagte er im Gespräch mit der "Welt" (Mittwochausgabe). Der 43-jährige Westukrainer ist sich sicher, dass Russland von Anfang an geplant hatte, weiter in die Ukraine vorzudringen. Die russische Regierung habe sich allerdings verkalkuliert.
"Sie hat nicht gedacht, das wir den Präsidenten Viktor Janukowitsch auf einmal innerhalb weniger Tage aus dem Amt jagen könnten." So habe die russische Regierung nicht genug Zeit gehabt, sich vorzubereiten. "Aber machen wir uns nichts vor: Die Russen verstärken täglich ihre Truppen an der ostukrainischen Front. Russland will mehr als die Krim."
Den Kriegszustand will er trotzdem noch nicht ausrufen: "Wenn wir den Kriegszustand ausrufen, dann müssten wir die Präsidentschaftswahl am 25. Mai aussetzen. Wir wissen aber, dass die russische Regierung genau das will. Dann könnte sie ja darauf verweisen, dass die Ukraine keine legitime, demokratisch gewählte Regierung hat."
Der Maidan-Kämpfer Parubi ist seit nunmehr drei Wochen im Amt und wird dem rechten Lager der ukrainischen Revolutionsbewegung zugerechnet, da er einst Mitgründer einer Vorläufer-Organisation der Partei Swoboda war. Schon vor der Revolution auf dem Maidan im Februar ist er aber ins bürgerliche Lager gewechselt. Er leitet immer noch die Armee zur Selbstverteidigung, der nach Angaben Parubis 15.000 Maidan-Aktivisten angehören. Diese sollen nun in die Nationalgarde überführt werden.
Zuversichtlich zeigte sich Parubi über den Zustand der ukrainischen Armee, der sich in den vergangenen Wochen erheblich verbessert habe: Als er vor gut drei Wochen seine Arbeit als Sekretär des Sicherheitsrats aufgenommen habe, sei er geschockt gewesen. "Wir hatten nicht einmal mehr Benzin, um Fahrzeuge und Panzer zu betanken. Aber das, was wir schnell ändern konnten, haben wir geändert. Mit jedem Tag verbessert sich der Zustand unserer Armee." Alles, was schnell zu lösen sei, werde gerade gelöst. "Wir sind aber auf einem guten Weg. Das Wichtigste ist: Die Moral hat sich verbessert. Die Bevölkerung unterstützt die Soldaten, wie sie es noch nie getan hat."
Vom Westen fordert Parubi ein entschlosseneres Handeln und verwies auf die Gefahren, die von einer instabilen Ukraine ausgehen: "Wir haben zum Beispiel Atomkraftwerke in der Ukraine. Es ist keine beruhigende Vorstellung, wenn paramilitärische Einheiten aus Russland wie auf der Krim hier die Kontrolle gewinnen. Das ist keine Sache mehr zwischen Russland und der Ukraine, dass ist auch eine Bedrohung für Europa und die Vereinigten Staaten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur