Ökonom Jeffrey Sachs kritisiert G8- Entwicklungspolitik: "Es fehlt der politische Wille" - Kritik an Merkel
Archivmeldung vom 30.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Es fehlt der politische Wille. Wir haben viele Versprechen gegeben. Tatsache ist: Wir erfüllen kein einziges!" So kritisiert der renommierte US-Ökonom Jeffrey Sachs, der zahlreiche Regierungen sowie UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in Fragen der Entwicklungspolitik berät, vor dem G8-Gipfel die Politik der westlichen Welt. Die New York Times nannte Sachs sogar den "vielleicht wichtigsten Ökonomen der Welt".
Die G8-Staatschefs haben, laut Sachs, kein Interesse an dem Thema
Armut: "Das Schmerzhafte ist, dass wir nicht einmal ein Prozent
unseres BIP ausgeben müssten, um zu helfen. Es ist beschämend: Mit
den Pentagon-Ausgaben eines einzigen Tages könnte man in Afrika für
fünf Jahre alle Menschen vor Malaria schützen. Das macht mich
wütend."
Zudem hält der renommierte Experte den exklusiven G8-Zirkel für
unzeitgemäß: "Ich bin dafür, eine G16 zu schaffen. Der Westen muss
endlich anerkennen, dass er nicht länger ein weltpolitisches Monopol
innehat. Es ist wichtig, dass die G8 lernen, mehr mit der Welt zu
kooperieren."
Angela Merkels Auftreten auf dem internationalen Parkett beurteilt
Sachs zweigeteilt: "In Sachen Klimaschutz ist es sehr beeindruckend,
was Frau Merkel tut. Es ist gut, dass die Kanzlerin dieses Thema
persönlich in die Hand genommen hat und es auch auf EU-Ebene
vorantreibt. Sogar in den USA hat sie den Klimawandel angesprochen,
so frustrierend das dort auch sein mag. In Sachen Armutsbekämpfung
sieht ihre Bilanz aber ganz anders aus. Es gibt viel Rhetorik, aber
wenig Konkretes."
Quelle: Pressemitteilung VANITY FAIR