IfW-Präsident nennt Haushaltspolitik "Sicherheitsrisiko für Europa"
Archivmeldung vom 29.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, fordert die Bundesregierung auf, deutlich mehr Geld für Sicherheit und Verteidigung auszugeben - und kritisiert zugleich den Haushaltskompromiss der Ampel.
"Die Bundesregierung macht derzeit keine vernünftige Haushaltspolitik
für das, was das Land braucht", sagte Schularick dem Nachrichtenportal
T-Online. "Viel mehr noch: Die Haushaltspolitik ist und bleibt ein
Sicherheitsrisiko für Europa."
Ein künftiges Sondervermögen für
die Bundeswehr müsse "deutlich größer als das aktuelle mit seinem Umfang
von 100 Milliarden Euro" sein, so der Ökonom weiter. "Allein um in den
nächsten zehn Jahren die Lücke im Haushalt zu schließen, reden wir
wahrscheinlich über ein Volumen von 250 bis 300 Milliarden Euro."
Und
auch dann sei klar: "Selbst mit all diesen Mehrausgaben würde
Deutschland prozentual noch immer weniger fürs Militär ausgeben als
Länder wie Polen, Norwegen oder die USA, die ihre Investitionen in den
vergangenen zwei Jahrzehnten nicht im gleichen Umfang haben schleifen
lassen." Insgesamt bräuchte es schon jetzt Ausgaben in Höhe von 3,0 bis
3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, um Putins Russland durch "Stärke
und Entschlossenheit abzuschrecken."
Dem IfW-Präsidenten zufolge
führe mittelfristig kein Weg daran vorbei, den Bürgern deutlich zu
machen: "Seit dem Fall der Berliner Mauer haben wir eine große
Friedensdividende eingestrichen - die ist jetzt futsch, das Geld haben
wir anderweitig verbraucht. Gleichzeitig ist unsere
Verteidigungsfähigkeit deutlich gesunken. Jetzt ist die Zeit gekommen,
an anderen Stellen zu sparen. Wir können uns nicht mehr alles leisten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur