Für die Energiesicherheit Europas? – Norwegische Regierung beendet Streik von Öl- und Gasarbeitern
Archivmeldung vom 06.07.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.07.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm schlimmsten Fall hätte die geplante Eskalation des Streiks der norwegischen Offshore-Öl- und Gasarbeiter am Dienstag dazu geführt, dass europäische Länder wie Belgien und das Vereinigte Königreich ab Samstag kein norwegisches Erdgas empfangen hätten. Dies berichtet das Magazin "RT DE".
Weiter berichtet RT DE: "Die norwegische Regierung hat interveniert, um einen Streik im Energiesektor zu beenden, der die Öl- und Gasproduktion des Landes beeinträchtigt hatte, so das Arbeitsministerium. Die Intervention der Regierung beendete eine mögliche Krise, die die Energieknappheit in Europa weiter verschärft hätte.
"Es ist nicht zu rechtfertigen, dass die Gasproduktion in einem solchen Ausmaß gedrosselt wird", sagte Arbeitsministerin Marte Mjøs Persen gegenüber dem staatlichen Rundfunksender NRK. Insbesondere die anhaltende Energiekrise und der Konflikt in der Ukraine müssten berücksichtigt werden, betonte sie.
Mjøs Persen betonte die "lebenswichtige Rolle" Norwegens bei der Gasversorgung Europas, weshalb die geplante Eskalation schwerwiegende Folgen für Großbritannien, Deutschland und andere Länder gehabt hätte, sodass die Regierung gezwungen gewesen wäre, von ihrem Recht auf Intervention Gebrauch zu machen. Diese Befugnisse wurden bereits früher genutzt, um Streiks im Erdölsektor zu beenden und damit Norwegens Ruf als zuverlässigen Gaslieferanten für Europa zu schützen.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Lederne, Audun Ingvartsen, erklärte, dass die Arbeiter "so bald wie möglich" wieder an die Arbeit gehen würden.
Die norwegischen Arbeiter auf den Offshore Öl- und Gasplattformen fordern mehr Lohn und streikten am Dienstag. Eine geplante Eskalation des Arbeitskampfes hätte die Exporte des Landes gefährdet und die Lieferengpässe nach Europa wegen des Sanktionskrieges und des Ukraine-Konflikts verschärft.
Wäre der Arbeitskampf bis Samstag fortgesetzt worden, hätte der Streik zu einem Rückgang der täglichen Gasausfuhren um mehr als umgerechnet 1.110.000 Barrel oder 56 Prozent der täglichen Gasausfuhren geführt. Mehr als 340.000 Barrel Erdöl oder mehr als 17 Prozent der täglichen Produktion wären verloren gegangen, so der norwegische Arbeitgeberverband der Öl- und Gasindustrie (NOG). Im schlimmsten Fall hätten Belgien und das Vereinigte Königreich ab Samstag ohne norwegisches Pipeline-Gas auskommen müssen.
Zuvor hatten die Gewerkschaftsmitglieder ihre Besorgnis über die zunehmende Inflation zum Ausdruck gebracht, die ihre Löhne aufzehrt. Letzte Woche lehnten sie eine Lohnerhöhung von bis zu 4,5 Prozent ab, die zwischen den Gewerkschaftsführern und den Ölgesellschaften ausgehandelt worden war. Zum Vergleich: Die Inflation lag im Mai bei 5,7 Prozent.
Die von der Regierung erzwungene Einigung sieht vor, dass die Beschäftigten dieselben Bedingungen erhalten wie die beiden anderen Ölgewerkschaften, die mit den Arbeitgebern einen Vertrag ausgehandelt hatten, wobei ein unabhängiger Ausschuss mit der Klärung der Einzelheiten beauftragt wurde.
Öl und Gas aus Norwegen, nach Russland der zweitgrößte Energielieferant Europas, ist angesichts der Energieknappheit auf dem Kontinent sehr gefragt. Da die russischen Lieferungen aufgrund der massiven EU-Sanktionen, der Weigerung einiger europäischer Länder, Moskaus Forderungen zu erfüllen und für russische Energie in Rubel zu zahlen, und der Pläne Brüssels, die Energieimporte aus Russland letztendlich ganz einzustellen, auf ein mehrjähriges Tief gefallen sind, werden Norwegens Exporte für Europa immer wichtiger. Im Jahr 2021 deckte Norwegen ein Viertel des Gasbedarfs der EU und des Vereinigten Königreichs und etwa acht Prozent des Ölbedarfs. Kürzlich erklärte Oslo, es kann mehr russisches Gas ersetzen, wenn Europa seine Nachfrage sicherstelle."
Quelle: RT DE