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Russland: ROG empört über Ausweisung französischer Journalistin

Archivmeldung vom 14.02.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Flagge der Russischen Föderation
Flagge der Russischen Föderation

Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über die Ausweisung der französischen Journalistin Anne Nivat aus Russland. Die prominente Reporterin und Russlandkennerin hatte für ihr neues Buch recherchiert und Gespräche mit russischen Oppositionellen geführt. Am 12. Februar musste sie das Land verlassen.

Nivat war zehn Tage lang durch Russland gereist, bevor sie am 10. Februar in Wladimir, einer Provinzstadt 200 Kilometer östlich von Moskau, in ihrem Hotel in Gewahrsam genommen und mehrere Stunden verhört wurde. Die Behörden annullierten Nivats Geschäftsvisum und wiesen sie an, das Land innerhalb von drei Tagen zu verlassen.

"Besonders beunruhigend ist, dass die Beamten offenbar jede Bewegung auf Nivats Reise genau verfolgten", so ROG. Dies deute auf die wachsende Nervosität der Behörden vor den Präsidentenwahlen am 4. März hin.

Nivat betont, sie habe bei ihren Recherchen in Karelien, einer entlegenen Region im Nordwesten Russlands, mit Oppositionellen ebenso gesprochen wie mit Vertretern der Kreml-Partei Einiges Russland. Die 42-jährige ehemalige Moskau-Korrespondentin der französischen Tageszeitung Liberation war in den 90er Jahren durch ihre Tschetschenien-Berichterstattung bekannt geworden. Weil ihr die Akkreditierung verweigert worden war, hatte sie damals als Bäuerin verkleidet in Tschetschenien recherchiert und darüber ein Buch geschrieben.

Das politische Klima in Russland ist angespannt, seit die Bevölkerung wiederholt gegen Wahlfälschungen protestierte und sich zu den größten Demonstrationen seit dem Ende der Sowjetunion versammelte. Die Medien schwanken zwischen Offenheit und Zensur. Einerseits ließen führende kremltreue Fernsehsender zur besten Sendezeit Regierungskritiker zu Wort kommen, andererseits wurden kritische Journalisten entlassen.

Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V. (ots)

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