Ägyptischer Ökonom Samir Amin warnt vor Zerfall der Demokratie
Archivmeldung vom 11.09.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDer Ökonom Samir Amin warnt vor einem Verfall der Demokratie. "Die bürgerliche Demokratie bewegt sich immer mehr hin zu einem Ein-Parteien-System", sagt Samin im Interview mit der in Berlin erscheinenden überregionalen Tageszeitung "neues deutschland".
"Egal ob Konservative, Liberale oder Sozialdemokra- tie - alle traditionellen Parteien unterscheiden sich letztlich nicht mehr wirklich voneinander." Diese Parteien würden alle die gleichen Regeln akzeptieren - nämlich die des Finanzkapitals.
Auch auf internationaler Eben sieht der gebürtige Ägypter keine wirkliche Konkurrenz mehr. "Es gibt zwar bis zu einem gewissen Grad einige Ausnahmen wie Kuba, Russland, China und Vietnam, doch im Grunde akzeptieren heutzutage alle die Aufteilung der Welt so wie sie ist", so Amin. Bis zum Zweiten Weltkrieg sei dies anders gewesen. Da habe es nicht den einen Imperialismus, sondern zum Beispiel den deutschen, englischen, US-amerikanischen oder französischen Imperialismus gegeben. Doch nun seien sich die herrschenden Klassen rund um den Globus im Grunde einig, wie das System laufen solle.
Ein neues, solidarisches Wirtschaftssystem sieht Amin nicht im Entstehen. Stattdessen vergleicht er die heutige Situation mit dem Ende des Römischen Reiches. "Nach nur einer kurzen Phase der Blüte kam es da zu einer zehn Jahrhunderte langen Phase der Dekadenz", so Amin.
Quelle: neues deutschland (ots)