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Holger Thorsten Schubart: "Ich fühle mich betrogen. Katar völlig ungeeignet für die Fußball-WM 2022"

Archivmeldung vom 01.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Handshake bei Vertragsunterzeichnung in Doha: Holger Thorsten Schubart (li.), Geschäftsführer der The Principal Unternehmensgruppe, mit Scheich Nayef Bin Suhaim Bin Hamad Al Thani / Bild: "obs/Berliner Korrespondentenbüro/The Principal"
Handshake bei Vertragsunterzeichnung in Doha: Holger Thorsten Schubart (li.), Geschäftsführer der The Principal Unternehmensgruppe, mit Scheich Nayef Bin Suhaim Bin Hamad Al Thani / Bild: "obs/Berliner Korrespondentenbüro/The Principal"

Deutsche Unternehmen, die im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar Aufträge übernommen haben, klagen über die Zahlungsmoral des Golfstaates. Rechtsanwälte und Unternehmensberater bemühen sich immer wieder, Unternehmer bei der Durchsetzung ihrer Forderungen zu unterstützen. Allerdings bleibt dieses oft ohne Erfolg.

Einer der betroffenen deutschen Unternehmer ist Holger Thorsten Schubart, Geschäftsführer der The Principal Unternehmensgruppe. Er schloss einen umfangreichen Dienstleistungsvertrag mit dem Herrscherhaus ab. Für die Vermittlung einer Finanzierung eines milliardenschweren Großprojekts auf Basis katarischer Bankgarantien in der Hauptstadt Doha (Booroq City) war mit der Herrscherfamilie eine Provision vertraglich vereinbart worden. Diese wurde bis heute nicht bezahlt. Auch nach mehrmaligen Versuchen einer persönlichen Aussprache, was in dieser Region oft eher zum Ziel führt als juristische Schritte, sieht sich Schubart betrogen, da Gelder bis heute ausblieben.

Rechtzeitig vor der Fußball-WM 2022 in Katar sollte in der Hauptstadt Doha ein riesiges Einkaufszentrum errichtet werden. Für die Investition von immerhin 2,66 Milliarden Euro war eine Finanzierung nötig. Sicherheiten hierfür sollten Garantien katarischer Banken sein. Schubart vereinbarte mit Scheich Nayef Bin Suhaim Bin Hamad Al Thani, damals Minister ohne Portefeuille, dass er für die Vermittlung der Finanzierung und weitere Dienstleistungen zwei Prozent als Provision erhalten würde. Der Vertrag wurde am 3. März 2014 geschlossen und sah ausdrücklich vor, dass mit der Bereitstellung der Finanzierung der Vertrag erfüllt sei. Selbst wenn die Shopping Mall doch nicht gebaut werden würde, steht der The Principal Unternehmensgruppe eine Break-Up-Fee in Höhe von 0,2 Prozent zu. Schubart erfüllte seinen Teil des Vertrages, Katar lieferte bis heute die Bankgarantien nicht. Das von Schubart vermittelte Schweizer Konsortium ist sogar bis heute immer noch grundsätzlich bereit, die Finanzierung zu übernehmen.

Der Vertrag wurde damals notariell beglaubigt, die Echtheit vom Landgericht Berlin mit Apostille bestätigt und selbst vom Auswärtigen Amt überbeglaubigt. Schubart stellte am 25. Januar 2016 Scheich Al Thani wie vereinbart die entsprechende Rechnung über seine Provision in Höhe von 53,2 Millionen Euro, welche ebenfalls vom Präsidenten des Landgerichts Berlin als auch vom Bundesverwaltungsamt im Auftrag des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland zur Legalisation unterzeichnet wurde. Vor einer Zahlung drückt sich der katarische Vertragspartner jedoch bis heute. Weder die Herrscherfamilie in Doha selbst noch der katarische Botschafter in Berlin, Saoud bin Abdulrahman Al Thani, selbst Mitglied der Herrscherfamilie, antwortete auf Schubarts Nachfragen.

Wiederholt müssen deutsche Unternehmen in Katar ähnliche Erfahrungen machen. Immer wieder setzten deutsche Baufirmen ihre Projekte buchstäblich in den Sand. Ihre Chancen auf Bezahlung offener Rechnungen sind nicht gut, gleichgültig ob die Forderungen von der Gegenseite bestritten oder unbestritten sind. Manche Unternehmen liefern nur noch gegen Vorkasse. Darüber hinaus sind die Arbeitsbedingungen für die Bauarbeiter auf katarischen Baustellen menschenunwürdig, wie Schubart bei Besuchen in Katar selber feststellen konnte und anmahnte. Daraufhin angesprochen, reagierte die katarische Seite abweisend, man möge sich aus diesen Dingen heraushalten. Dies seien eben die ortsüblichen Bedingungen. Außerdem habe sich die Lage mittlerweile verbessert. Vielleicht sei auch dieses Eintreten für die Menschenrechte ein Grund, warum er bis heute nicht bezahlt worden sei, mutmaßt Schubart.

Deutsche Produkte und Dienstleistungen genießen in Katar zwar hohes Ansehen. Dennoch ist es wegen harter Konkurrenz, langwieriger Entscheidungswege und vor allem wegen der schleppenden Zahlungsabwicklung oft schwierig, Geschäfte zu machen. Rechtsstreitigkeiten können sich über viele Jahre hinziehen, weshalb außergerichtliche Lösungen oft erstrebenswerter erscheinen. In manchen Fällen müssen Firmen trotz Vertragserfüllung sogar auf Gelder verzichten. Dazu ist Holger Thorsten Schubart jedoch nicht weiter bereit: "Katar ist kein verlässlicher Partner. Die Arroganz gegenüber ausländischen Vertragspartnern oder Bauarbeitern und das mangelnde Verständnis für die Rechte Dritter lassen Katar für die Austragung der Fußball WM '22 völlig ungeeignet erscheinen." Außerdem, so Schubart, würden Arbeitsplätze und Investitionen in Deutschland durch die schlechte Zahlungsmoral der Kataris gefährdet.

Quelle: Berliner Korrespondentenbüro (ots)

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