Margot Käßmann kritisiert Macho-Gehabe in der Politik von AfD, Trump, Putin, Erdogan und Orban
Archivmeldung vom 24.12.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Theologin Margot Käßmann hat die Debattenkultur in Deutschland im Jahr 2018 kritisiert. "Tabus wurden gebrochen, etwa wie Menschen übereinander reden", sagte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende der in Bielefeld erscheinenden Zeitung Neue Westfälische (Montagausgabe). Im Internet würden Schranken überschritten, fügte Käßmann hinzu.
"Öffentliche Personen der AfD versuchen, solche Sprache zu legitimieren. Denken wir nur an das Wort vom ,Vogelschiss der Geschichte' im Zusammenhang mit dem Holocaust." Die Tatsache, dass Nationalsozialismus nie wieder passieren dürfe, werde infrage gestellt. "Dazu kommen Politiker mit Macho-Gehabe wie Trump, Putin, Erdogan oder Orban. Empathie geht so in der Politik verloren", bedauert Käßmann.
Margot Käßmann fordert, bei Armut mehr hinzuschauen
Die Theologin Margot Käßmann bedauert, dass die Debatte um die Migration andere wichtige Themen wie die Armut überlagert. "Die Pflege, der Zustand der Schulen und die Frage, wie Menschen mit einem ganz geringen Lohn zurecht kommen, sind mindestens ebenso wichtig", sagte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende der in Bielefeld erscheinenden Zeitung Neue Westfälische.
"Zur letztgenannten Gruppe gehören im übrigen auch die Paketzusteller, die gerade in den Wochen vor Weihnachten besonders viel zu tun hatten", so Käßmann weiter. Es gebe noch andere Fragen, die die Menschen sehr bewegten. "So müssen wir bei der Armut mehr hinschauen. Die Proteste in Frankreich zeigen was sich entwickeln kann, wenn das ignoriert wird. Es ist dann schwierig, das wieder einzufangen", betonte Käßmann. Zudem warb die Theologin im Interview vor Weihnachten um Toleranz und ein friedliches Miteinander.
"Es sind nicht nur Muslime, Juden oder Schwule, denen derzeit Ignoranz und Intoleranz entgegenschlägt", so Käßmann. "In diesem Jahr wurden in Deutschland 147 Frauen von ihren Partnern ermordet. Ein Thema, das in der öffentlichen Debatte nicht stattfindet."
Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots)