Völkerrechtler pochen auf Beachtung von Haftbefehl gegen Netanjahu
77 deutschsprachige Völkerrechtslehrer haben in einer gemeinsamen Erklärung die Bundesregierung aufgefordert, den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu beachten.
Dies gelte "ungeachtet dessen, ob wir einen Haftbefehl des
Internationalen Strafgerichtshofs inhaltlich richtig finden", heißt es
in der Erklärung, über die die "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
(Freitagausgabe) berichtet. Entscheidend sei, dass sich Deutschland zur
Mitwirkung an internationalen Institutionen verpflichtet habe. Eine
Einladung Netanjahus nach Deutschland unter Zusicherung von Immunität
verstoße auch gegen deutsches Recht.
Die Unterzeichner fordern
außerdem, die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese nicht "am
Sprechen an Universitäten zu hindern". Die
Ludwig-Maximilians-Universität München und die Freie Universität Berlin
hatten im Februar Vorträge der Italienerin wegen Sicherheitsbedenken
abgesagt. Albanese ist wegen zahlreicher Äußerungen zur Lage in Israel
umstritten. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix
Klein, warf ihr vor, "antisemitische Narrative" zu bedienen. Die Autoren
schreiben, ihr Appell gelte "ungeachtet dessen, ob wir Albaneses
Analysen zustimmen, und einiger umstrittener Äußerungen". Die
Völkerrechtslehrer fordern eine Beachtung ihrer Rechtsdisziplin auch in
den Verhandlungen zur Beendigung des Ukrainekriegs und in der
Asylpolitik.
Einer der Initiatoren der Erklärung ist der
Göttinger Völkerrechtslehrer Kai Ambos, Richter am
Kosovo-Sondertribunal. Zu den Unterzeichnern gehören außerdem mehrere
ehemalige hochrangige Richter - etwa der frühere
Bundesverfassungsrichter Andreas Paulus, der ehemalige IGH-Richter Bruno
Simma und Kay Hailbronner, ehemals Richter am Mannheimer
Verwaltungsgerichtshof.
Quelle: dts Nachrichtenagentur