Täglich werden 8000 Mädchen an den Genitalien verstümmelt: Klimabedingte Dürren lassen die Zahlen wieder ansteigen
Archivmeldung vom 03.02.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithTäglich werden 8000 Mädchen und Frauen an den Genitalien verstümmelt, mehr als 200 Millionen weltweit leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO aktuell unter den Folgen. Die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein, da die Genitalverstümmelung nahezu in allen 30 Ländern¸ in denen sie noch praktiziert wird - in Afrika, dem Nahen Ostens und Asien - offiziell verboten ist. Anlässlich des internationalen Tages gegen die weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar weist die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) darauf hin, dass die Zahl der Mädchen und Frauen, die dieser Körper- und Menschenrechtsverletzung unterzogen werden, sogar wieder ansteigt.
Dies sei sowohl auf Covid 19, als auch die vom Klimawandel verursachten Dürren zurückzuführen, erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin der DSW, Angela Bähr: "Durch die Schulschließung während der Pandemie wurde den Mädchen ein wichtiger Schutzraum genommen. Die Dürre wiederum bringt die Familien in eine so prekäre Situation, dass die Verheiratung der Töchter als wirtschaftliche Notwendigkeit erscheint." Deren Genitalverstümmelung ist oftmals eine Voraussetzung dafür.
Ein Leben lang traumatisiert
Sie gilt als traditionelles Übergangsritual vom Mädchen zur Frau, das sehr viel älter ist als das Christentum oder der Islam. Religion wird zwar oft als Begründung für diese gewalttätige Praxis benannt - doch gibt es tatsächlich keinerlei theologische Grundlage. Vielmehr ist die Genitalverstümmelung für manche Bevölkerungsgruppen Teil ihrer kulturellen Identität. Mit Hilfe von Rasierklingen, Scheren oder Glasscherben werden die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane, wie die Klitoris oder Vulvalippen, ganz oder teilweise entfernt und bei manchen Methoden deren Überbleibsel zusammengenäht. Nicht selten verbluten die Mädchen oder sterben in der Folge an Infektionen. Die Überlebenden sind traumatisiert und leiden ihr Leben lang an Schmerzen. Die körperlichen und psychischen Schäden sind vielfältig und führen nicht zuletzt zu erheblichen Komplikationen und Gefahren für Mutter und Kind bei der Geburt.
Die Politik muss klar Stellung beziehen
Neben konkreten Angeboten wie Schutzräumen für betroffene Mädchen und medizinischer Versorgung, setzt die DSW in ihren Projekten in Ostafrika vor allem auf Aufklärung, Ausbildung und damit Stärkung insbesondere der Mädchen und jungen Frauen: "Nur, wenn sie eine Stimme bekommen, kann ein gesellschaftlicher Wandel eintreten, der unabdingbar ist, um diese tief verwurzelten, schädlichen Rituale zu beenden", sagt Angela Bähr und weist darauf hin, dass eine feministische Entwicklungszusammenarbeit auf diese Menschenrechtsverletzung einen besonderen Fokus legen sollte: "Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte sind im Koalitionsvertrag verankert. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit von Mädchen und Frauen ist ein ganz wesentliches, dessen Verletzung klar benannt und mit allen Mitteln bekämpft werden muss."
Quelle: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) (ots)