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Kulturen: Kinder indigener Völker bedroht

Archivmeldung vom 07.01.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.01.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Quechua Leute in Conchucos District, Peru
Quechua Leute in Conchucos District, Peru

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Ausgegrenzt und diskriminiert: Bis heute werden nach Angaben der SOS-Kinderdörfer weltweit Millionen Kinder indigener Herkunft ihrer Rechte auf Überleben, Bildung, Schutz und Beteiligung beraubt. "Indigene Völker stellen weltweit nur noch fünf Prozent der Bevölkerung, aber 15 Prozent der in Armut lebenden Menschen. Und während ihre Lebensräume weiter schrumpfen, wächst gleichzeitig ihre Entrechtung", sagt Louay Yassin, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit.

Die Folgen für die Kinder seien dramatisch. Vor allem sie litten unter einem Mangel an adäquater Gesundheitsversorgung, Nahrung und Schulbildung - extreme Armut und Kindersterblichkeit breite sich sogar aus.

Die Bemühungen der Vereinten Nationen hätten weltweit das Bewusstsein um die die Benachteiligung indigener Völker zwar geschärft, doch bis heute seien die Verpflichtungen der Mitgliedsstaaten, die Rechte der betroffenen Menschen in ihren jeweiligen Ländern aktiv umzusetzen, nicht eingelöst. Die Kinder von rund 5000 indigenen Völkern seien nach wie vor von Diskriminierung und Armut betroffen.

Beispiele:

  • Kindersterblichkeit: Kinder indigener Völker haben überall auf der Welt schlechtere Überlebenschancen als ihre Altersgenossen. Bei den Avanasi in Indien zum Beispiel liegt die Kindersterblichkeit bei 5,7 Prozent und ist damit deutlich höher als bei der allgemeinen Bevölkerung (3,7 Prozent). In Brasilien hat sich zwar die Kindersterblichkeit insgesamt halbiert, trotzdem steigt sie bei den indigenen Gruppen im Land weiter an. In Nepal und Australien stirbt ein indigenes Kind im Durchschnitt ganze 20 Jahre früher als andere Kinder.
  • Hunger: Kinder indigener Herkunft hungern weltweit. In Kolumbien zum Beispiel sind mehr als 45 Prozent der Kinder indigener Völker akut oder chronisch unterernährt. In Guatemala ist die Situation noch dramatischer: Hier sind 80 Prozent der indigenen Kinder chronisch unterernährt - fast doppelt so viele wie in anderen Bevölkerungsgruppen. "Der Kampf gegen Hunger muss auch da Priorität haben, wo niemand hinschaut", sagt Yassin.
  • Selbstmord: Weltweit nehmen sich doppelt so viele Mitglieder indigener Bevölkerungen das Leben, darunter besonders viele Jugendliche. Bei den Aborigines in Australien ist die Zahl sogar zehnmal, bei den Inuit in Kanada elfmal höher. Bei den Ureinwohnern der USA ist Selbstmord die zweithäufigste Todesursache in der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren.

Die dramatische Situation der Kinder indigener Herkunft führt Yassin mitunter darauf zurück, dass die Ausbeutung, die mit der Kolonialisierung begann, noch heute massiv fortgeführt würde. "Indigene Völker werden nach wie vor als minderwertig behandelt und in ihren Rechten beschnitten."

Die SOS-Kinderdörfer weltweit setzten sich für indigene Kinder und ihre Familien ein. So werden zum Beispiel in den SOS-Sozialzentren Lateinamerikas alte Bräuche und die Sprache der Ureinwohner gepflegt und traditionelle Handwerksberufe gelehrt. In den SOS-Kinderdörfern wird sichergestellt, dass auch die Sprachen der Ureinwohner gesprochen werden. Im SOS-Kinderdorf Sucre in Bolivien zum Beispiel sprechen alle SOS-Mütter neben Spanisch auch Quechua, die Sprache der Inka.

Quelle: SOS-Kinderdörfer weltweit (ots)

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