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Nach Mladic-Festnahme: Präsident Tadic verlangt für Serbien Status als EU-Beitrittskandidat

Archivmeldung vom 03.06.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Boris Tadić Bild: Democratic Party / de.wikipedia.org
Boris Tadić Bild: Democratic Party / de.wikipedia.org

Nach der Überstellung des vergangene Woche verhafteten mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ratko Mladic an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat der serbische Staatspräsident Boris Tadic die EU aufgefordert, sein Land in den Rang eines EU-Beitrittskandidaten zu erheben. Außerdem müsse der Balkanstaat ein Datum für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten.

"Serbien hat die gleiche Behandlung wie unser Nachbarland Kroatien verdient, dem gleichzeitig der Kandidatenstatus und das Datum für den Beginn von Beitrittsverhandlungen verliehen wurde", sagte Tadic in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dies sei nur fair, weil Kroatien seinerzeit zum Beitrittskandidaten ernannt wurde, obwohl es den vom Haager Tribunal kroatischen General Ante Gotovina noch nicht ausgeliefert hatte. "Es gibt keinerlei Grund, Serbien anders zu behandeln. Wir fordern keinen serbischen Sonderweg zur EU. Wir wollen nicht außerhalb der Warteschlange vorgelassen werden. Wir fordern nur das, was auch alle anderen Länder erhalten haben - eine positive Reaktion der EU darauf, dass wir die Kriterien erfüllen", so Tadic. 

Serbischer Präsident kündigt Ermittlungen gegen Mladics Fluchthelfer an

Serbiens Staatspräsident Boris Tadic hat Ermittlungen gegen die Fluchthelfer des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ratko Mladic angekündigt und dabei mögliche Verwicklungen bis in höchste Regierungskreise angedeutet. Auf die Frage, ob die anstehenden Untersuchungen zu den Hintergründen von Mladics Dauerflucht für einige serbische Politiker und womöglich sogar frühere Ministerpräsidenten unangenehme Folgen haben könnten, antwortete Tadic im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Schon möglich. Das werden wir sehen. Aber ich will nichts präjudizieren. Fest steht, dass jeder, der daran beteiligt war, Mladic zu schützen oder zu verstecken, zur Verantwortung gezogen werden muss." Die Öffentlichkeit werde "sehr bald" vom Direktor des serbischen Geheimdienstes darüber unterrichtet werden, wie Mladic sich fast 16 Jahre lang dem Zugriff der Justiz entziehen konnte. "Wir haben nichts zu verbergen", so der als Reformer geltende serbische Präsident. Er glaube, dass Mladic zumindest bis Anfang 2008 von staatlichen Stellen unterstützt wurde, sagte Tadic. Damals war in Belgrad der nationalistische Ministerpräsident Vojislav Kostunica an der Macht, seine Anhänger kontrollierten auch die Polizei und den Geheimdienst. Tadic zeigte sich unterdessen optimistisch, dass auch der letzte noch flüchtige Angeklagte des Haager Kriegsverbrechertribunals, Goran Hadzic, bald gefasst und ausgeliefert werde: "Wenn wir Karadzic und Mladic finden konnten, werden wir auch Hadzic finden."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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