Die Vorfälle in Frankreich
Archivmeldung vom 09.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie gescheiterte Integration der Zuwandererkinder aus Algerien und Marokko hat nicht nur mit dem Versagen des französischen Staates zu tun, sondern ist auch eine Folge falscher individueller Mentalitäten und Erwartungshaltungen. Das sagte der in Rostock lehrende Migrationsforscher und Politikwissenschaftler Prof. Yves Bizeul der in Essen erscheinenden NRZ.
"Vom Staat wird
sehr viel, eigentlich alles erwartet, und Schuld am eigenen
Misserfolg haben immer nur die anderen", beschreibt Bizeul die
Haltung vieler Migranten. Zwar gebe es zweifellos Vorurteile und
Benachteiligungen seitens der Mehrheitsgesellschaft, doch würden
vorhandene Integrationsangebote nicht selten eben auch schlicht
ignoriert. Auffallend sei, dass Frankreich mit Einwanderern aus
Fernost gute Erfahrungen mache, während es mit jenen aus Nordafrika
große Probleme gebe. Es sei zu fragen, ob die islamisch und - im Fall
Algerien - auch durch sozialistische Ideen geprägte Kultur der
Herkunftsländer für die ökonomische und gesellschaftliche Integration
in Frankreich hinderlich ist. Es mangele an dem Bewusstsein, für das
eigene Leben auch Verantwortung zu tragen und durch harte Arbeit
aufzusteigen. Bizeul: "Der jugendliche Bandenboss mit all seinen
Insignien des materiellen Wohlstands und der Möglichkeit, nach Art
der Mafia seine Leute zu versorgen ist in den Ghettos das positive
Leitbild." Der kleine Angestellte mit Aufstiegsperspektive, den es
auch gebe, sei es nicht.
Quelle: Pressemitteilung Neue Ruhr Zeitung