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Steinberg: An der Terrorgefahr für Deutschland ändert bin Ladens Tod nichts

Archivmeldung vom 02.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Fabian Pittich
Guido Steinberg Bild: swp-berlin.de
Guido Steinberg Bild: swp-berlin.de

Der Terrorismusexperte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, sieht nach dem Tod Osama bin Ladens keine reduzierte Terrorgefahr für Deutschland. "Das Ganze ist ein historischer Einschnitt", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe).

"Er könnte das Ende der Organisation einläuten. Aber an der Terrorgefahr in Deutschland und Europa ändert sich nichts." Der Al-Kaida-Führer habe zuletzt nur noch wenig operativen Einfluss gehabt. Al Kaida insgesamt sei längst schwächer als andere islamistische Terrororganisationen. Steinberg übte zugleich scharfe Kritik an Pakistan. Die Tatsache, dass bin Laden unweit von Islamabad getötet worden sei, zeige, "dass die pakistanische Regierung die Hand über ihn gehalten hat. Sie wird nun einige sehr unangenehme Frage gestellt bekommen. Die USA müssen darauf reagieren."

Deutsche Sicherheitskreise sehen keine zunehmende Terrorgefahr für die Bundesrepublik

Nach der Tötung von Osama bin Laden durch US-Spezialkräfte sehen deutsche Sicherheitskreise keine zunehmende Terrorgefahr für die Bundesrepublik. "Für Deutschland gibt es im Moment kein größeres Problem über das hinaus, das wir schon haben, da wir an dem Einsatz nicht beteiligt waren", sagte ein hochrangiger Sicherheitsexperte am Montag dem Tagesspiegel. Das gelte auch für die Einheiten der Bundeswehr in Afghanistan. Der Experte warnte allerdings vor einer "Emotionalisierung bei Leuten, die Osama bin Laden als Heiligen verehrt haben". Racheaktionen gegen US-Ziele seien nicht auszuschließen, auch nicht in Deutschland. Andere Sicherheitsexperten vermuten, dass militante Islamisten eher Angriffe auf Amerikaner in den USA selbst oder in Ländern verüben, deren Sicherheitsstandard weniger hoch ist.

Dass der Al-Qaida-Chef nicht im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet, sondern in der Nähe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gefunden wurde, sei nicht überraschend, hieß es in Sicherheitskreisen. In den vergangenen Jahren seien bereits mehrfach führende Kader der Terrororganisation weit außerhalb der pakistanischen Grenzregion Wasiristan, die als Hochburg der Terrorszene gilt, gefasst worden. Als Beispiel nannte ein hochrangiger Experte die Festnahme des Chefplaners der Anschläge vom 11. September 2001, Khalid Scheich Mohammed, im März 2003 in der pakistanischen Metropole Rawalpindi. Die globale Bedrohung durch den islamistischen Terror nehme auch nach dem Tod Osama bin Ladens nicht ab, sagte der Experte. "Die Welt ist nicht sicherer geworden." Ein "Märtyrer Osama bin Laden" nutze der militanten Bewegung "mehr als ein Lebender". Außerdem verbreite sich die dschihadistische Ideologie weiter, auch in Deutschland. Der Kern von Al Qaida sei allerdings kaum noch in der Lage, größere Anschläge zu organisieren. Das zeige auch der Fall der in der vergangenen Woche ausgehobenen Terrorzelle in Düsseldorf. Sie habe zwar von der Nummer 3 von Al Qaida, Scheich Yunis al Mauretani, den Auftrag zum Anschlag erhalten, aber dann keinerlei Unterstützung. "Das zeigt, wie tief Kern-Al-Qaida gesunken ist", sagte der Experte.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung & Der Tagesspiegel

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