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Der Baubeginn der Ostsee-Pipeline ist in Gefahr

Archivmeldung vom 26.03.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Baubeginn der deutsch-russischen Ostsee-Pipeline droht sich durch anhaltende Kritik aus den nordeuropäischen Ländern und neue Probleme zu verzögern. Besonders Schweden und Finnland kritisieren die geplante Route der Pipeline und verlangen von der Betreibergesellschaft Nord Stream, Alternativen vorzuschlagen.

An Nord Stream sind der vom russische Energiekonzern Gasprom sowie die BASF-Tochter Wintershall und Eon Ruhrgas beteiligt, Aufsichtsratschef ist Altkanzler Gerhard Schröder.
"Es muss die Route gewählt werden, die die Umwelt so wenig wie möglich beeinträchtigt", sagte John Sjöström von der schwedischen Umweltschutzbehörde dem Tagesspiegel. "Wir wollen in der Umweltverträglichkeitsprüfung andere Alternativen sehen", sagte auch Seija Rantakallio vom finnischen Umweltministerium. Der Meeresboden im Finnischen Meeresboden sei sehr uneben. "Es wäre eine schwierige Aufgabe, dies auszugleichen", sagte Rantakallio. Umweltschützer warnen ebenfalls vor erheblichen Problemen, falls die Pipeline so gebaut wird wie geplant: "Dann würde die Pipeline an mehr als 100 Stellen über 70 Meter durchhängen", sagte Jochen Lamp von der Umweltschutzorganisation WWF. "Es ist völlig unklar, wie stabil das Ganze ist." Nord Stream wies diese Kritik zurück: "Diese Art von Pipeline-Verlegung ist alles andere als ein Abenteuer", sagte Unternehmenssprecher Jens Müller dem Tagesspiegel. So etwas gebe es in der Nordsee bereits auf mehreren tausend Kilometern. Bei einem Treffen mit Vertretern der betroffenen Länder in Stockholm in der vergangenen Woche habe sich Nord Stream zur Frage der Alternativen sehr zurückhaltend geäußert, heißt es aus Teilnehmerkreisen. "Wir prüfen, was zur Optimierung des Routenverlaufs nötig ist", sagte Müller. Die derzeit geplante Route sei bereits das Ergebnis umfassender Studien. "Wir haben die Aufgabe, den ökologisch günstigsten Weg zu gehen, dürfen gleichzeitig aber auch kommerzielle Erwägungen nicht außer acht lassen." Fraglich ist also, ob Nord Stream sich auf eine deutlich teurere Variante einlassen würde.
Außerdem ist jetzt ein neues Problem aufgetaucht: Polen streitet mit Dänemark über die Grenze ihrer Ausschließlichen Wirtschaftszonen. In einer Stellungnahme aus Warschau heißt es, die Pipeline verlaufe auch durch die polnische AWZ. Polen ist an dem Projekt jedoch nicht beteiligt. Dieser Grenzkonflikt hat alle Beteiligten überrascht, die schon seit April 2006 miteinander im Gespräch sind. Wann und wie der Streit beigelegt werden kann, ist völlig unklar. "Völkerrechtliche Fragen werden in der Regel nicht so schnell geklärt", sagte Christian Dahlke vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg, das in Deutschland für das Genehmigungsverfahren zuständig ist. Angesichts der vielen Probleme wachsen die Zweifel daran, dass Nord Stream den ehrgeizigen Zeitplan einhalten kann. Im Frühherbst will das Unternehmen seinen Bericht zur Umweltverträglichkeitsprüfung vorlegen, im kommenden Jahr soll der Bau beginnen, bis 2010 soll die Pipeline russisches Erdgas nach Deutschland liefern. "Angesichts der erforderlichen Untersuchungen erscheint der Zeitplan sehr eng", sagte Rantakallio. Hinter den Kulissen haben sich die beteiligten Firmen offenbar darauf eingestellt, dass sich der Baubeginn verzögern kann. Wintershall-Chef Reinier Zwitserloot sagte, sollte es Verzögerungen in der Genehmigungsphase geben, könne dies in der Bauphase ausgeglichen werden.

Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel

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