Finanzwissenschaftler Fuest warnt Griechenland vor Euro-Austritt
Archivmeldung vom 05.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Rückzug aus der Europäischen Währungsunion würde Griechenland nach Ansicht des Finanzwissenschaftlers Clemens Fuest um Jahrzehnte zurückwerfen. Sollte die Regierung den Austritt aus der Euro-Zone beschließen, dann würde das den internationalen Investoren "das fatale Signal geben, dass die Reformpolitik beendet ist", warnte der Oxford-Professor, der ab 2013 das Forschungsinstitut ZEW leiten soll, in einem Interview des "Handelsblatts".
"Der Austritt wäre ein halber Abschied aus der Europäischen Union und würde das Land womöglich auf den Stand der sechziger oder siebziger Jahre zurückwerfen." Mit einer eigenen Währung, die dann gegenüber dem Euro stark abwerten würde, wäre Griechenland zwar wieder wettbewerbsfähiger, aber das helfe vor allem dem Tourismus, warnte Fuest. Griechenland sei ohne weitere Reformen zu wenig attraktiv für Investoren: "Was helfen niedrigere Löhne, wenn die Institutionen des Landes korrupt und ineffizient bleiben?"
Für die Euro-Partner würde ein Rückzug der Griechen die Gefahr einer Kettenreaktion heraufbeschwören, sagte Fuest. Die Menschen in den anderen Krisenländern könnten dann die Banken stürmen. Es drohten politische Unruhen. "Die Politik müsste alles versuchen, den Menschen auf der Straße glaubhaft zu machen, dass Griechenland ein Sonderfall ist", sagte Fuest. Doch das werde nicht einfach. Den Banken der Euro-Zone und der EZB drohten außerdem bei einem Ausstieg Griechenlands hohe Verluste.
Quelle: dts Nachrichtenagentur