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Neuwahlen trotz guter Wirtschaftslage: Brexit könnte regionale Ungleichgewichte verstärken

Archivmeldung vom 07.02.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Irland mit politischen Provinzen
Irland mit politischen Provinzen

Foto: Alexrk2
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

In Irland wird am 8. Februar 2020 ein neues Parlament gewählt. Der irische Ministerpräsident Leo Varadkar hatte im Januar dieses Jahres vorzeitige Neuwahlen ausgerufen. Die Minderheitsregierung, die von Varadkars konservativer Partei Fine Gael geführt wird, nannte den Brexit als Grund für die vorgezogenen Wahlen.

Zugleich dürfte Presseberichten zufolge ein mögliches Misstrauensvotum gegen Gesundheitsminister Simon Harris ebenfalls eine Rolle spielen. Trotz des Brexits und der Handelssanktionen auf wichtigen Auslandsmärkten wächst die irische Wirtschaft bisher weiter. "Irlands einst strukturschwache, auf den Binnen- und britischen Markt orientierte Wirtschaft hat sich innerhalb einer Generation zu einer sehr offenen und exportstarken Ökonomie gewandelt. Davon profitiert der Wirtschaftsstandort ungemein. Die Wirtschaft soll 2020 um 3,5 Prozent und damit von den Ländern der Europäischen Union (EU) mit am dynamischsten wachsen", sagt Torsten Pauly, Irland-Experte bei Germany Trade & Invest (GTAI).

Der Überschuss im Außenhandel entsprach 2018 etwa 14,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Das war mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland (7 Prozent). Irlands Erfolg ist eng mit ausländischen Direktinvestitionen verbunden. Deren Bestand verdreifachte sich von 2012 bis 2018. Die Wertschöpfung multinationaler Unternehmen war 2018 um 270 Prozent höher als 2008, diejenige rein irischer Firmen nur um 33 Prozent.

Irlands Offenheit bringt jedoch auch eine große Abhängigkeit von internationalen Waren- und Kapitalströmen mit sich. Die Investitionen und Importe von Waren und Dienstleistungen sind zwar stark gestiegen, jedoch verbergen sich dahinter in hohem Maße Verlagerungen von Patentrechten nach Irland wegen der geringen Besteuerung. Der Effekt auf die Realwirtschaft ist entsprechend gering.

Laut Pauly birgt der Brexit besondere Risiken: "Irlands Austausch mit dem Vereinigten Königreich und der Transit zum Kontinent könnte stark beeinträchtigt werden. Der britische Markt ist vor allem für die Lebensmittelindustrie und andere Traditionsbranchen und damit für Irlands strukturschwächere ländliche Räume wichtig."

Irlands Ausfuhrüberschuss erreichte 2018 etwa 48,3 Milliarden Euro. Dies entspricht fast 10.000 Euro pro Kopf, dreieinhalbmal so viel wie in Deutschland (2.818 Euro). Allerdings tragen nur wenige Branchen zum irischen Warenexport bei. Im Jahr 2018 entfielen 61,3 Prozent auf chemische Erzeugnisse, acht Prozent auf Nahrungsmittel und 4,4 Prozent auf Mess-, Regel- und Prüftechnik. Insgesamt hat Irland bei den meisten Waren eine ausgesprochene Importabhängigkeit. Deutschen Lieferanten eröffnet das viele Chancen.

Quelle: Germany Trade & Invest (ots)


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