Otmar Issing: "Nicht Fehler der Jahre 1929 bis 1933 wiederholen"
Archivmeldung vom 20.06.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Kooperation statt Konfrontation" als wichtigen Teil eines weltweiten Krisenmanagements forderte der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank Professor Otmar Issing vor 130 europäischen Einkaufs- und Finanzmanagern in München.
Auf dem 4. Summit "EPE" des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) für Chief Procurement and Chief Financial Officers zum Thema "Managing the Downturn" (18./19. Juni 2009) warnte Issing davor, die Fehler der Jahre 1929 bis 1933 zu wiederholen, etwa eine derzeit wieder praktizierte "no-beggar-my-neighbour-policy", bei der Nationalstaaten Politik zu Lasten ihrer Nachbarstaaten betrieben.
Laut Issing lassen sich Finanzkrise und globale Instabilitäten nur dann bewältigen, wenn es gelingt, wieder Vertrauen in Märkte, Marktmechanismen und nicht zuletzt in die Politik herzustellen. Schwerpunkte seien Steuer- und Geldmarktpolitik, Rekapitalisierung der Banken, klare Strategien der Zentralbanken sowie die Definition von Exit-Strategien. Issing: "Voraussetzungen sind Transparenz, Regulierung und Supervision, aber auch eine Neudefinition der Rolle internationaler Institutionen.
BME-Vorstand Hans-Joachim Lumbe (Nokia Siemens Networks) hob die besondere Bedeutung der Beschaffung für die weltweite Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen hervor: "Es gehen nur diejenigen Unternehmen und Konzerne gestärkt aus der Finanzkrise hervor, die mit ihren strategisch relevanten Zulieferern partnerschaftlich zusammenarbeiten." Einkäufern könne nicht an der Insolvenz von Zulieferern gelegen sein. Das Know-how der Supplier stünde dann in der Phase wirtschaftlichen Wachstums nicht mehr zur Verfügung.
Laut Lumbe deuten Anzeichen darauf hin, dass der Tiefpunkt der Rezession überstanden ist: "Die Industrie hat zwar aktuell noch mit herben Geschäftseinbußen zu kämpfen, wir sehen aber wieder Licht am Ende des Tunnels." Das belege der aktuelle Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) für Deutschland, der im Berichtsmonat Mai 2009 zum vierten Mal in Folge anstieg und auf 39.6 kletterte - die höchste Steigerung seit Beginn der Umfrage 1996. Die Talsohle war im Januar 2009 mit 32.0 erreicht; seitdem hat sich der Rückgang beim Neugeschäft erheblich verlangsamt und das Auftragsminus von den Exportmärkten verringert. Wachstum signalisieren freilich erst wieder Werte über 50 Punkte.
Quelle: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)