Arbeitslose in Deutschland im EU-Vergleich besonders stark von Armut bedroht
Archivmeldung vom 07.11.2020
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Freigeschaltet durch André OttErwerbslose in Deutschland sind nach einem Bericht der "Saarbrücker Zeitung" im EU-Vergleich überdurchschnittlich stark von Armut bedroht. Fast drei Viertel von ihnen galten demnach im vergangenen Jahr als armutsgefährdet, schreibt das Blatt unter Berufung auf aktuelle Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat, die die Sozialexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, angefordert hatte.
2019 lag die Armutsgefährdungsquote unter den Arbeitslosen in Deutschland bei 73,8 Prozent. Im Schnitt der 27 EU-Staaten waren es nur 48,5 Prozent. Als armutsgefährdet gilt nach EU-Definition, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens der Gesamtbevölkerung im jeweiligen Mitgliedsland auskommen muss. Für Ein-Personen-Haushalte in Deutschland lag diese Schwelle 2019 bei 1.176 Euro im Monat. Darin eingerechnet sind auch alle staatlichen Transfers wie zum Beispiel Hartz IV.
Wegen des unterschiedlichen Niveaus bei den Einkünften weist die Armutsschwelle in den Mitgliedsländern allerdings eine große Bandbreite auf. So musste etwa in Luxemburg ein Single im vergangenen Jahr ein Monatseinkommen von wenigstens1.818 Euro erzielen, um nicht als von Armut bedroht zu gelten. In Griechenland genügten dafür schon 410 Euro.
Seit den Hartz-Reformen werde die soziale Sicherung für Erwerbslose in Deutschland überwiegend Hartz IV überlassen, kritisierte die Sozialexpertin der Linken, Sabine Zimmermann. "Auf diese Wiese hat sich Armut ausgebereitet und verfestigt." Gerade die Corona-Pandemie zeige, wie wichtig eine soziale Absicherung sei, die vor dem Absturz in Armut bewahre, meinte Zimmermann.
Quelle: Saarbrücker Zeitung (ots)