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Britischer Experte: Regierungen tolerieren Steueroasen

Archivmeldung vom 20.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nach Ansicht des britischen Steuerfahnders und Finanzexperten Richard Murphy sind westliche Regierungen am Erfolg von Steueroasen selber Schuld. "Einige Staaten haben die Offshore-Finanzzentren für eigene Zwecke benutzt, das ist ein offenes Geheimnis", sagt der Brite in der ZEIT. So habe die CIA über solche Staaten verdeckte Operationen in Mittelamerika finanziert.

Die britische Regierung habe ihren abhängigen Territorialgebieten gar vorgeschlagen, solche Finanzzentren als Einnahmequelle einzurichten. Auch sei an Finanzplätzen wie London das Interesse groß, diese wenig beaufsichtigten Standorte zu behalten, Bankiers und Buchhaltungsfirmen hätten massives Lobbying dafür betrieben. "Wenn die Staatengemeinschaft es ernst meint, kann sie die Steueroasen über Nacht schließen", sagt Murphy. Dies sei "bloß eine Frage des politischen Willens".

Den Fall Zumwinkel findet Murphy nicht überraschend. "Steuerexperten wissen, dass eine sehr große Zahl Deutscher in Steueroasen wie Luxemburg und Liechtenstein Konten unterhält, um Steuerpflichten zu umgehen", sagt er in dem Gespräch. "In Großbritannien hatten wir im vergangenen Jahr einen Fall, bei dem sich am Ende etwa 60 000 Menschen freiwillig selbst anzeigten."

Der Steuerexperte Murphy, 49, lebt im britischen Norfolk und spürt im Auftrag von Firmen, Parlamentariern oder Nichtregierungsorganisationen als eine Art Privatfahnder Steuersündern nach. Er ist Mitgründer des Tax Justice Network, einer weltweit tätigen Nichtregierungsorganisation, die Informationen über Finanzoasen zusammenträgt.

Quelle: DIE ZEIT


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