Ukraine-Äußerungen: Merz wirft Trump "Täter-Opfer-Umkehr" vor
Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) die Aussage von US-Präsident Donald Trump, die Ukraine hätte den Krieg nie beginnen dürfen, scharf zurückgewiesen.
"Das ist im Grunde genommen eine klassische Täter-Opfer-Umkehr", sagte
Merz am Mittwoch dem "Interview der Woche" der ARD. "Das ist das
russische Narrativ. So wird das von Putin seit Jahren auch dargestellt.
Und ich bin ehrlich gesagt einigermaßen schockiert darüber, dass Donald
Trump das jetzt offensichtlich sich selbst zu eigen gemacht hat."
Merz
rief die Europäer zu Geschlossenheit auf. "Wir haben Gott sei Dank in
Europa dazu eine andere Meinung. Jetzt ist wichtig, dass die Europäer
sich sehr, sehr schnell auf eine gemeinsame Strategie verständigen, wie
sie mit diesem Thema umgehen", sagte der CDU-Politiker. "Zu bitten und
zu betteln, dass wir da endlich an den Verhandlungstisch kommen, das ist
nicht die richtige Vorgehensweise. Wir müssen jetzt eigenes Gewicht
entwickeln."
Merz äußerte Bedenken, dass die USA nicht mehr zu
ihrem Beistandsversprechen in der Nato stehen könnte. Man müsse sich mit
der Frage auseinandersetzen, ob die USA "möglicherweise die
Sicherheitsgarantien des Artikel 4 und 5 des Nato-Vertrages in Frage
stellt", sagte er. Trump habe das schon indirekt getan, als er gesagt
habe, Sicherheitsgarantien durch die Europäer in der Ukraine seien nicht
durch Artikel 5 des Nato-Vertrages gedeckt.
Artikel 4 des
Nato-Vertrags sieht vor, dass sich die beteiligten Länder gegenseitig
konsultieren, wenn "die Unversehrtheit des Gebiets, die politische
Unabhängigkeit oder die Sicherheit" eines Landes bedroht ist. In Artikel
5 steht, dass sich die Länder im Falle eines bewaffneten Angriffs
Beistand leisten, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets
wiederherzustellen und zu erhalten.
Zur Finanzierung der
wahrscheinlich steigenden Verteidigungsausgaben forderte Merz
Neupriorisierungen. "Da kann natürlich am Ende auch die Frage in den
Raum gestellt werden, ob wir die Schuldenbremse korrigieren müssen. Nur
ich bin nicht bereit, nur ständig über höhere Steuern, höhere Schulden
und höhere Staatsausgaben zu sprechen", sagte er. "Wir haben im
Bürgergeld mittlerweile 50 Milliarden Euro Ausgaben aus dem
Bundeshaushalt. Wir haben für die Flüchtlinge fast 50 Milliarden Euro
Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden", so Merz. "Wir müssen auf der
Ausgabenseite korrigieren. Und dann kann man auch über die
Einnahmenseite sprechen. Aber bitte in der Reihenfolge."
Quelle: dts Nachrichtenagentur