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Wirtschaftsverbände warnen: Brexit wird unterschätzt

Archivmeldung vom 14.07.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.07.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Brexit
Brexit

Bild: Pixabay / CC0 Public Domain

Mehrere Wirtschaftsverbände kritisieren die mangelnde Vorbereitung deutscher Firmen auf den Brexit. "Selbst wenn sich die britische Regierung jetzt bewegt: Die Unternehmen müssen auch für den Fall planen, dass es zu keiner Einigung kommt", sagte Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), der "Welt am Sonntag". Lang ist damit auf einer Linie mit Thilo Brodtmann.

"Es ist dringend geboten, sich auf den Brexit vorzubereiten und dabei auch mit dem Worst Case zu rechnen", fordert der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). In der deutschen Vorzeigebranche passiert dahingehend deutlich zu wenig, berichtete Brodtmann, wohl auch weil die Geschäfte der Maschinen- und Anlagenbauer in Großbritannien noch weitgehend stabil laufen. 2017 lag das Minus bei gerade mal zwei Prozent, berichtet der VDMA. Und auch das erste Quartal 2018 bewegt sich auf ähnlichem Niveau. "Möglicherweise kaufen manche Kunden im Augenblick auf Vorrat ein. Etliche Unternehmen scheinen sich dadurch in Sicherheit zu wiegen, allen voran im Mittelstand", sagte Brodtmann, der zudem Nachlässigkeiten anprangert.

"Der Brexit ist ein solch großer Unsinn, dass viele Unternehmen wohl nach wie vor hoffen, es kann so schlimm nicht werden, weil die EU eine harte Landung für die Wirtschaft nicht zulassen wird. Aber davor kann ich nur warnen." Brodtmann rät dringend zu einer Überprüfung der eigenen Wertschöpfungsketten und nicht zuletzt von Investitionsprojekten. "Der dortige Markt ist zu klein, als dass sich für die meisten Mittelständler eine Produktion vor Ort lohnen würde. Exporte in Richtung EU könnten künftig deutlich erschwert werden. Natürlich muss das jedes einzelne Unternehmen für sich selbst durchrechnen. Eine Produktion in Kontinentaleuropa scheint für die Zukunft aber deutlich attraktiver." Laut BDI ist der Maschinenbau in seiner Sorglosigkeit keine Ausnahme.

Immerhin steige langsam aber das Interesse. Das sei auf entsprechenden Seminaren und Kongressen zu sehen, beschrieb Hauptgeschäftsführer Lang. Wobei die Teilnehmer dort vorwiegend konsumieren und vergleichsweise wenig nachfragen - weil sie schlicht noch nicht so tief im Detail sind, wie man beim BDI vermutet. "Etliche Unternehmen beginnen jetzt mit einer Situationsanalyse. Damit sind wir zumindest weiter als vor ein paar Monaten", kommentierte Lang. Und doch werde es jetzt eng. Terminiert ist der Brexit für den 29. März 2019 - bis dahin sind es nicht mal mehr neun Monate. Wie genau der Brexit vollzogen wird, ist nach wie vor nicht absehbar. Zwar hat sich die britische Regierung jüngst bewegt und einen 98-seitigen Detailplan zur zukünftigen Beziehung zwischen Großbritannien und der EU vorgelegt. Das sogenannte Weißbuch wird aber sowohl in Brüssel als auch von den Brexit-Hardlinern in London kritisiert.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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