Atommacht Pakistan vor dem finanziellen Zusammenbruch
Archivmeldung vom 21.10.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Atommacht Pakistan leidet akut unter einer Wirtschaftsflaute und hohen Auslandsverbindlichkeiten. Aus diesem Grund führt es gerade Gespräche mit dem internationalen Währungsfond, kurz IWF, in Dubai. Nachdem Saudi-Arabien und China nicht helfen wollten, wäre das die letzte Rettung für Pakistan.
Pakistan verhandelt mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über einen Milliardenkredit. Nach Angaben des IWF benötige das Land 10 Mrd. $, um einen Zahlungsausfall in den kommenden zwei Jahren zu verhindern. "Die Regierung kam auf eine Summe von 3 bis 4 Mrd. $. Wir sind der Ansicht, dass 5 Mrd. $ dieses und 5 Mrd. $ nächstes Jahr realistisch sind", sagte IWF-Direktor Mohsin Khan in einem Interview. Die Gespräche zwischen dem Land und dem Währungsfonds werden momentan in Dubai geführt.
Das Land leidet unter einem sich abschwächenden Wirtschaftswachstum und hohen Auslandsverbindlichkeiten. Der Währungsfonds rechnet für das erste Halbjahr 2009 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,5 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Volkswirtschaft noch um 5,5 Prozent zugelegt. Die Währungsreserven gingen zuletzt um mehr als 74 Prozent auf 4,3 Mrd. $ zurück. Das erhöht die Gefahr, dass das Land seine Verbindlichkeiten von rund 3 Mrd. $ nicht bezahlen kann.
Pakistan hat für den Westen eine enorme politische Bedeutung. Die USA zählt das Land zu seinen Verbündeten im Kampf gegen den Terrorismus und unterstützt es finanziell. So stellten die Vereinigten Staaten 10 Mrd. $ zur Verfügung und erließen 1 Mrd. $ Schulden. Doch momentan bleibt Pakistan die Hilfe versagt: China wies die Bitten um Hilfe zurück, auch Saudi-Arabien weigerte sich, bei Öllieferungen Konzessionen zu machen.
Südkorea will zweites 1997 verhindern
Das Beispiel Pakistan zeigt, wie der Abschwung der Weltwirtschaft um sich greift. Nicht nur Banken sind betroffen, sondern inzwischen auch ganze Volkswirtschaften - in Europa und in Asien. Besonders dramatisch ist die Situation in Island. Die Insel im Nordatlantik ist de-facto zahlungsunfähig, nachdem die drei größten Finanzinstitute des Landes verstaatlicht wurden und ausstehende Verbindlichkeiten nicht tilgen können. Nach Informationen der Fincancial Times wird die isländische Regierung einen Kredit vom IWF und skandinavischen Notenbanken in Höhe von 6 Mrd. Euro bekommen.
In Südkorea werden Erinnerungen an die Asienkrise von 1997 wach. Damals musste das Land einen IWF-Kredit beantragen und harte Auflagen in der Fiskal- und Geldpolitik akzeptieren. Das Jahr 2008 ist zwar mit der Situation vor elf Jahren nicht vergleichbar. "Die Zahlungsfähigkeit Koreas ist aktuell nicht bedroht. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Situation wie 1997 verschlechtert", sagte Tom Byrne, Analyst bei der Ratingagentur Moody's.
Jedoch stehen dem Land turbulente Zeiten bevor. Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft mit 4,8 Prozent so langsam wie seit Anfang 2007 nicht mehr, es wurden so wenig Arbeitsplätze wie seit vier Jahren nicht mehr geschaffen. Der Aktienindex Kospi verlor dieses Jahr 35 Prozent, der koreanische Won büßte 30 Prozent ein. Nachdem die koreanischen Banken Probleme hatten, sich Auslandskredite zu beschaffen, musste die Regierung einspringen und ein Paket von 130 Mrd. $ auflegen. 100 Mrd. $ sind dabei Garantien für Verbindlichkeiten, 30 Mrd. $ stehen für die Rekapitalisierung zur Verfügung.
Zuvor hatten bereits Australien und Hongkong ähnliche Rettungspakete auf den Weg gebracht. Das Problem Südkoreas: Zu zwölf Prozent hängt die Refinanzierung der Banken vom Ausland ab. Der koreanische Präsident Lee Myung Bak hält die aktuelle Krise für schlimmer als die Asienkrise: "1997 war das auf Asien beschränkt. Jetzt stürzt aber die gesamte Weltwirtschaft ab", sagte Lee.