USA-Russland-Gespräche: CDU fürchtet Fluchtbewegung aus der Ukraine
Politiker und Experten warnen angesichts eines möglichen US-Alleingangs bei den Gesprächen über die Zukunft der Ukraine vor einer neuen Fluchtbewegung aus dem Land. Sollte vor diesem Hintergrund die europäische Unterstützung für die Ukraine "einbrechen, wird die ukrainische Gesellschaft irgendwann einen Kipppunkt erreichen, an dem ein Teil als Partisanen weiterkämpft", sagte der Außenpolitiker Roderich Kiesewetter (CDU) dem "Handelsblatt".
"Ein größerer Teil, insbesondere Frauen, Kinder und Ältere, wird jedoch
dann fliehen müssen." Denn die ukrainische Bevölkerung werde nicht unter
russischer Besatzung mit "Folter, Terror und Vergewaltigung" leben
wollen. Szenarien gingen hierbei von großen Fluchtbewegungen zwischen
zehn und 20 Millionen Menschen aus.
Ähnlich sieht es die
Verteidigungspolitikerin Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Russlands
Präsident Wladimir Putin "will die Ukrainer dazu bewegen, ihr Land zu
verlassen - aus ethnischer Sicht und um uns unter Druck zu setzen",
sagte sie der Zeitung. Große Flüchtlingsströme würden "angesichts der
bereits stattfindenden innenpolitischen Debatten die westlichen Länder
noch mehr belasten und die Diskussion nicht nur anheizen, sondern die
Länder von innen heraus chaotisieren".
Der Vorsitzende des
Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR), Winfried
Kluth, teilt das Fluchtszenario. Bereits die bisherigen Kampfhandlungen
in der Ukraine hätten eine umfangreiche Fluchtbewegung ausgelöst. "Die
Menschen in der Ukraine haben durch die Kriegserfahrungen auch ein Bild
davon, was von russischen Truppen und Terrorgruppen an Unterdrückung,
Gewalt und Folter zu erwarten ist", sagte Kluth dem "Handelsblatt".
"Deshalb ist es realistisch, mit einer massiven Fluchtwelle zu rechnen."
Die
SPD mahnte, keine Panik zu schüren. Spekulationen über Fluchtszenarien
"helfen uns nicht weiter, weder den Ukraine-Unterstützern noch der
Ukraine selbst", sagte Fraktionsvize Dirk Wiese der Zeitung. "Ziel muss
es jetzt sein, die außenpolitische Unsicherheit, die das Verhalten des
US-Präsidenten Trump in der Frage ausgelöst hat, zu stabilisieren." Das
gelinge nur mit einem geeinten und starken Europa. "Und nicht, indem wir
Untergangs-Szenarien skizzieren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur