EU verzichtet auf Millionen zusätzliche Impfdosen
Archivmeldung vom 18.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttDeutschland und die Europäische Union hätten offenbar weit mehr Dosen der knappen Impfstoffe des Mainzer Forschungsunternehmens Biontech und des US-Herstellers Moderna erhalten und damit die Corona-Pandemie möglicherweise früher beenden können - zumindest hierzulande.
Wie der "Spiegel" unter Berufung auf "Verhandlungskreise" schreibt, habe Biontech der für alle Mitgliedstaaten zentral ankaufenden EU ursprünglich 400 bis 500 Millionen Dosen angeboten. Die Brüsseler Unterhändler bestellten jedoch nur 200 Millionen Dosen mit einer Option auf 100 Millionen weitere, die aber erst später geliefert werden können. Auch Moderna hatte der EU bis zu 300 Millionen Dosen angeboten, die EU bestellte aber nur 80 Millionen mit einer Option auf weitere 80 Millionen.
"Wir hätten mehr bereitstellen können", sagte Moderna-CEO Stephane Bancel dem "Spiegel". Die EU-Kommission wollte auf Anfrage nicht Stellung nehmen.
"Wir äußern uns nicht zum Verlauf von Verhandlungen", teilte ein Kommissionssprecher mit. Die ausgeschlagenen 340 Millionen Dosen könnten die Europäer teuer zu stehen kommen: Rund 70 Prozent der Bevölkerung müssten nach Ansicht mancher Experten geimpft sein, um die Pandemie auszubremsen, dafür gibt laut "Spiegel" aber nicht genügend Impfstoff. Nach Rückschlägen in der Entwicklung werden signifikante Mengen von anderen Impfstoffherstellern überwiegend erst ab Sommer oder noch später erwartet. Der französische Pharmakonzern Sanofi musste eine mögliche Zulassung für seinen Impfstoffkandidaten aufgrund mangelnder Wirksamkeit verschieben.
Der Kandidat des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca kämpft ebenfalls mit Problemen. "Deutschland könnte auch bilateral direkt bei den Firmen zusätzlichen Impfstoff nachkaufen, und ich finde, das sollten wir auch tun", sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem "Spiegel". Allerdings sind die Produktionskapazitäten von Biontech und Moderna bis zum Sommer weitgehend ausgelastet. Nachbestellungen würden großteilig erst in der zweiten Jahreshälfte eintreffen. Bei Gesprächen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Biontech-Gründern am Donnerstag ging es laut "Spiegel"-Bericht auch um die Frage, wie eine geplante Biontech-Produktion in Marburg schneller gestartet werden kann.
Quelle: dts Nachrichtenagentur