Polnischer Schriftsteller Stefan Chwin: Polen haben große Angst vor den Deutschen
Archivmeldung vom 13.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Polen haben nach Ansicht des Schriftstellers Stefan Chwin immer noch große Angst vor den Deutschen. Daran hätten auch die Versöhnungsanstrengungen von beiden Seiten nichts geändert. Tatsächlich hätten sich die deutsch-polnischen Beziehungen erneut verschlechtert, schreibt der polnische Schriftsteller ("Tod in Danzig", "Der goldene Pelikan") in einem Gastbeitrag für den Kölner Stadt-Anzeiger.
Ein großer Teil der Polen sei nach wie vor empfänglich für Warnungen
vor der "deutschen Gefahr" oder dem "Verlust der nationalen Identität
in der EU". Diese Angst findet laut Chwin seit einiger Zeit neue
Nahrung dadurch, dass immer mehr Deutsche ihre Prozesse vor
polnischen Gerichten auf Eigentumsrückgabe gewännen: "Dies weckt
insbesondere in Pommern, Ermland und Masuren blankes Entsetzen."
Viele Polen meinten zudem, dass sich die Deutschen heute als
"Opfernation" verstünden. Das werde als fundamentale Fälschung der
Geschichte empfunden und als schlechtes Omen für die
deutsch-polnischen Beziehungen gewertet.
Weit verbreitet sei in Polen auch die Ansicht, dass die Deutschen,
die Prinzipien der europäischen Solidarität nur dann ernst nehmen,
wenn sie für Deutschland nützlich sind." Dass polnische Politiker
polnische Interessen vertreten und ein für Polen günstiges
Abstimmungssystem in den europäischen Institutionen fordern, sei eine
eher normale Sache. "Problematisch ist nur, dass die Argumentation
nicht immer ganz rational und daher wenig erfolgreich ist."
Quelle: Pressemitteilung Kölner Stadt-Anzeiger