Haftbefehl: Wadephul gegen Festnahme Netanjahus in Deutschland
Nach dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) hat die Union davor gewarnt, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wie vertraglich vorgesehen bei einer Einreise nach Deutschland zu verhaften. Es sei "unvorstellbar, dass ein demokratisch gewählter Premierminister des Staates Israels auf deutschem Boden festgenommen wird", sagte der stellvertretende Unionsfraktionschef Johann Wadephul (CDU) dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Deutschland hat den IStGH anerkannt. Ein Haftbefehl sieht die Festsetzung durch die Mitgliedsländer vor.
Wadephul
ging deutlich auf Distanz zu dem Gericht. "Der Erlass von Strafbefehlen
gegen den israelischen Premierminister und den ehemaligen
Verteidigungsminister ist problematisch", sagte der stellvertretende
Unionsfraktionschef. "Es bestehen Zweifel an der Zuständigkeit des
Internationalen Strafgerichtshofs in der Sache." Zudem zeige der
parallel ausgestellte Haftbefehl gegen einen Hamas-Terroristen "das
vollkommen ausbleibende Fingerspitzengefühl, der Spitze des
Internationalen Strafgerichtshofs". Die Bundesregierung müsse sich nun
klar positionieren.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses,
Michael Roth (SPD), bezeichnete es als Versäumnis, dass israelische
Gerichte die Vorwürfe gegen Netanjahu in Zusammenhang mit der
Militärstrategie in Gaza nicht aufgegriffen hätten. Der demokratische
Rechtsstaat Israel verfüge über eine funktionierende unabhängige Justiz,
sagte Roth dem RND. "Deswegen wäre der richtige Ort, diesen schweren
Anschuldigungen nachzugehen nicht der IStGH, sondern israelische
Strafbehörden und Gerichte. Ich bedauere, dass dies bisher nicht in
ausreichendem Maße geschehen ist."
Schließlich sei der IStGH "in
erster Linie dort von zentraler Bedeutung, wo es an rechtsstaatlichen
Strukturen mangelt", so Roth. Israel habe ein Recht auf
Selbstverteidigung. Dies gehe einher mit der Pflicht zur Beachtung des
humanitären Völkerrechts. "Es ist unerlässlich, dass niemand - keine
Einzelperson und keine Regierung - sich über das Gesetz und das
Völkerrecht erheben darf - auch nicht in diesem Krieg", erklärte der
Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses.
Quelle: dts Nachrichtenagentur