"Koschersiegel für Terroranschläge"
Archivmeldung vom 05.08.2005
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Freigeschaltet durch Michael DahlkeWeil Papst Benedikt XVI. in einer Ansprache vieler Terroropfer gedachte, nur nicht der israelischen, sind die Beziehungen zwischen Vatikan und Israel dreieinhalb Monate nach dem Tod Johannes Pauls II. auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. www.taz.de, berichtet
Aus dem Inhalt:
Gut drei Monate nach dem Amtsantritt von Papst Benedikt XVI. kommt es zu einem ersten Eklat zwischen dem Vatikan und dem Judenstaat. Einer Erklärung zufolge will sich der Papst hinsichtlich des Tons und Inhalts seiner Stellungnahmen "keine Vorschriften machen lassen". Schließlich lasse man sich auch in Jerusalem nichts diktieren.
In Rom reagierte man damit auf die Kritik aus dem israelischen Außenministerium auf die vergangene Sonntagsansprache des Papstes. In seiner Rede hatte der Papst zwar die Terrorattentate im ägyptischen Scharm al-Scheich, in der Türkei, im Irak und in London erwähnt, den Anschlag in der israelischen Stadt Netanja, bei dem Mitte Juli sechs Menschen ermordet wurden, indes unerwähnt gelassen.
Das Ignorieren des Papstes "schreit zum Himmel", zitierte die auflagenstärkste Tageszeitung Yediot Achronot einen Beamten des Außenministeriums in Jerusalem. Abgesehen vom "moralischen Fehlverhalten" könne das Nicht-Erwähnen Israels als "Koschersiegel für die gegen Juden gerichteten Terroranschläge interpretiert werden". Das Außenamt bestellte den apostolischen Nuntius ein, um dem Unmut offiziell kundzutun.
"Aus mehreren Gründen", so heißt es in der jüngsten Erklärung aus Rom, könne "nicht jeder Anschlag gegen Israel erwähnt werden". Zudem seien die israelischen Reaktionen "nicht immer mit dem internationalen Recht vereinbar", man könne nicht das eine verurteilen und das andere unerwähnt lassen.