Union diskutiert über Schulden für Verteidigung und Ukraine-Hilfe
Führende Politiker von CDU und CSU erwägen, Ausgaben für die Bundeswehr und die Ukraine-Hilfe künftig über Kredite zu finanzieren.
Zu ihnen gehören der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion
im Bundestag, Johan Wadephul (CDU), der Fachsprecher der Fraktion für
transatlantische Beziehungen, Thomas Silberhorn, und der Obmann der
Union im Ausschuss für Menschenrechte, Knut Abraham. Früher schon hatte
Roderich Kiesewetter, der erste Mann der Fraktion im Kontrollgremium für
die Geheimdienste, entsprechende Überlegungen angestellt. Die
Unionsparteien haben sich eigentlich darauf festgelegt, die
Schuldenbremse des Grundgesetzes zu respektieren.
Silberhorn
sagte im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung"
(FAS), das 2022 beschlossene "Sondervermögen" von 100 Milliarden Euro
für die Bundeswehr sei mittlerweile "fast vollständig verplant". Wenn
das Zweiprozentziel der Nato erreicht werden solle, müsse man ab 2026
den Wehretat mehrere Jahre lang jährlich "um zehn Milliarden Euro
aufstocken". Weil aber "kein Mensch" bisher erklärt habe, "wo dieses
Geld in so kurzer Frist herkommen soll", sei für die "Differenz" eine
"Interimsfinanzierung" nötig. "Wie man das macht, müssen wir noch
sehen."
Abraham verlangte der FAS gegenüber, in Bezug auf Kredite
zur Finanzierung der Bundeswehr dürfe man "nichts ausschließen", Man
dürfe sich nicht "die Hände binden", alle Varianten müssten "durchdacht"
werden. "Wenn man vorher alles Mögliche ausschließt, nimmt man sich
politischen Spielraum."
Wadephul hatte schon am 16. Oktober auf
einer Ukraine-Veranstaltung des "Zentrums Liberale Moderne" in Berlin
gesagt, man müsse sich angesichts der heutigen Lage fragen, "ob wir
nicht neue Mittel aufnehmen müssen".
Solche Überlegungen sind
aber nicht Konsens in der Union. Der Sprecher der Fraktion im
Verteidigungsausschuss, Florian Hahn (CSU), sagte der FAS, er lehne
"neue Sondervermögen oder neue Schulden" ab. Ein Sprecher der CDU
antwortete auf die Frage der FAS, ob auch der Parteivorsitzende
Friedrich Merz darüber nachdenke, zur Unterstützung der Ukraine neue
Mittel aufzunehmen, mit dem Satz: "Wir bitten höflich um Verständnis,
dass Friedrich Merz sich dazu derzeit nicht äußern möchte."
Quelle: dts Nachrichtenagentur