Friedensforscher: Kalter-Krieg-Rhetorik führt zu Fehlschlüssen
Archivmeldung vom 20.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Direktor des Zentrums für Demokratie- und Friedensforschung der Universität Osnabrück hat in der Krim-Krise den verbreiteten Rückfall in die Rhetorik des Kalten Krieges kritisiert. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte Ulrich Schneckener, "die Rede vom ,neuen Kalten Krieg' verweist auf ein typisches Problem historischer Analogieschlüsse: Politische Entscheidungsträger nutzen solche Bilder, um vermeintliche ,Ähnlichkeiten' mit vergangenen Situationen in die eigenen Argumentationen einzubauen." Dies führe zu "Fehlschlüssen".
Die globale Situation sei eine andere als vor wenigen Jahrzehnten. Diese Unterschiede würden ausgeblendet. So erkenne er keine globale Systemkonkurrenz zwischen West und Ost, sagte der Politologe, und das auch nicht in der Rhetorik von Kremlchef Wladimir Putin.
Mit Blick auf das Verhalten des Westens in der Krim-Krise warnte der Friedensforscher vor einer "Spirale wechselseitiger Sanktionen". Er betonte: "Abgestufte Sanktionen machen nur dann Sinn, wenn sie jeweils an realistische Forderungen gekoppelt sind." Nur dann bestünde die Chance, schrittweise zu einer Normalisierung der Beziehungen zurückzukehren. So plädierte er dafür, Sanktionen gegen Russland nicht an den Status der Krim zu knüpfen, sondern an einen ernsthaften Dialog zwischen Kiew und Moskau, um die Ukraine zu innerer Stabilität zurückzuführen und bilaterale Fragen, die sich über die Krim hinaus ergeben, zu lösen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)