Hamburger Ayatollah: Gefahrpotential der Überwachung
Archivmeldung vom 06.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFreitagsgebet: Antwort auf Reaktionen zur Fatwa des Ayatollah Ghaemmaghami "Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen"
Es ist Muslimen untersagt, sich von der Gesellschaft abzukapseln
und sich lediglich als Beobachter der Geschehnisse zu geben.
Vielmehr sind sie verpflichtet aus religiöser Verantwortung heraus
zur Integration, sprich sich aktiv einzubringen. Die Bildung von
Parallelgeselschaften sehe ich als Missachtung der Werte und
Strukturen dieser Gesellschaft an. Die Pflicht eines jeden Muslim
schließt mit ein, sich für die Aufrechterhaltung einer Sicherheits-
und Rechtsordnung einzusetzen und darin eine konstruktive Rolle
einzunehmen. Vor diesem Hintergrund steht die Fatwa "Zur Ächtung des
Terrors". Die von mir ausgesprochene Fatwa ist nicht mit einer
politischen Stellungnahme zu verwechseln; sie erfüllt ein religiöses
Format. Dieses Rechtsgutachten richtet sich an alle Muslime ohne
Rücksicht auf deren Glaubensrichtung innerhalb des Islams.
Extremisten beabsichtigen, die Religion in missbräuchlicher Weise
zu instrumentalisieren, um das zivilgesellschaftliche
Zugehörigkeitsgefühl der Muslime zu ihren jeweiligen Heimatländern in
Europa und Amerika zu schwächen. Deren Ziel ist also die Schaffung
einer Kluft zwischen Muslimen und der restlichen Gesellschaft. Damit
sollen die Interessen der Muslime von den Interessen der
Gesellschaften abgekoppelt werden, um bei Muslimen ein Gefühl von
Fremdheit und Nichtzugehörigkeit entstehen zu lassen. Wir alle sind
verpflichtet, der Verwirklichung fundamental-extremistischer Ziele
entgegenzustehen.
Die Gesellschaft hat ein Recht auf Sicherheit und ist zweifellos
befugt, die dafür notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Die Methoden
sollten aber so gewählt werden, dass einer möglichen Kluft innerhalb
der Gesellschaft vorgebeugt wird.
Generalverdacht und Sonderbehandlungen von Muslimen in der
Überwachung können allerdings Fremdheitsgefühle und
Absonderungsgedanken auch erzeugen. Das wäre nur Wasser auf die
Mühlen der Extremisten, insbesondere bei noch richtungssuchenden
Jugendlichen. Wirksamstes Mittel für Integration ist aber beiderseits
gelebtes Vertrauen für das, was es vom anderen zu entdecken gibt. So
wird von Anfang an Extremisten das Wasser abgegraben und dafür eine
geschützte Entfaltung der Gesellschaft ermöglicht."
Quelle: Pressemitteilung Islamisches Zentrum Hamburg