Schweizer Nationalbank vor Milliardenverlust
Archivmeldung vom 09.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie tiefgreifenden Maßnahmen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gegen die massive Aufwertung des Franken werden für das Institut kostspielig. So hat das Institut Dutzende Milliarden gegen Euro getauscht, um den Kurs der eigenen Währung zu drücken. Dennoch verharrt der Wert nach wie vor auf hohem Niveau. Unter Marktbeobachtern wird gemunkelt, das plötzliche Ende der Interventionen sei ein Zugeständnis des Scheiterns. Wegen gesunkener Deflationssorgen sind die Maßnahmen nicht mehr nötig, argumentierte hingegen die Bank. Eines bleibt zum Quartalsende aber in jedem Fall: Verluste in Milliardenhöhe.
Die SNB wollte auf Nachfrage von
pressetext zu dem drohenden Minus nicht Stellung nehmen, ließ jedoch
wissen, dass die Erträge der Bank "normalerweise ziemlich stark
schwanken". So erwirtschaftete das Institut im Vorjahr noch einen Gewinn
von rund zehn Mrd. Franken. Mitte August wird das Ergebnis für das
zweite Quartal bekannt gegeben.
Fass ohne Boden
Zwar sind keine exakten Prognosen möglich, da nicht bekannt ist, zu welchen Raten die Nationalbank in den vergangenen Monaten Fremdwährungen gekauft hat. Mit einem Minus von bis zu zehn Mrd. Franken ist jedoch zu rechnen, berichtet die Financial Times. "Ein großer Verlust ist sicher", bestätigt etwa Credit-Suisse-Chef-Ökonom Martin Neff. Die Kursmanipulationen gegen den Franken hat nicht nur der angeschlagene Euro zum Fass ohne Boden werden lassen. Zum Höhenflug der Schweizer Währung hat auch das im Vergleich zur Eurozone relativ robuste Wirtschaftswachstum in der Eidgenossenschaft selbst beigetragen.
In der Finanzkrise haben sich die Fremdwährungsreserven der Schweizer Währungshüter mehr als vervierfacht. Rund 230 Mrd. Franken hält die Bank seither in ausländischen Devisen. Allein seit Dezember 2009, als das schweizerische Zahlungsmittel zu seiner folgenreichen Rally ansetzte, wurden fremde Währungen mit einem Volumen um von rund 135 Mrd. Franken angehäuft. Gleichzeitig kletterte der Wert gegenüber dem Euro von 1,50 bis heute auf 1,33 Franken. Sobald sich die europäische Gemeinschaftswährung jedoch wieder von ihrem Tief erholt, darf sich die SNB über eine gelungene Spekulation die Hände reiben. Dann kann sie die Fremdwährungsbestände mit Gewinn verkaufen.
Quelle: pressetext.schweiz Manuel Haglmüller