US-Nobelpreisträger will IWF nicht als Überwachungsinstanz
Archivmeldung vom 09.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Michael Spence hält den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank für ungeeignet, die globalen Finanzmärkte zu überwachen.
"Da sind zu viele Länder beteiligt, auch solche, die eigentlich keine starke Wirtschaft haben und dann trotzdem reinreden", sagte Spence dem Tagesspiegel (Freitagausgabe). Die Finanzbranche müsse von einer globalen Institution überwacht werden, forderte der Harvard-Professor. "An dieser Institution sollten hauptsächlich starke Länder beteiligt sein, also beispielsweise die G 8 plus Länder wie Indien und China", sagte er. IWF und Weltbank kommen an diesem Wochenende zu ihrer Jahrestagung in Washington zusammen. Dabei soll es auch um Konsequenzen aus der Finanzkrise gehen.
Spence, der 2001 den Wirtschaftsnobelpreis zusammen mit Joseph Stiglitz bekommen hatte, lobte die Maßnahme der amerikanischen Regierung, faule Kredite mit 700 Milliarden Dollar aufzukaufen. "Die 700 Milliarden sind zwar viel zu wenig um den Markt zu bereinigen, aber private Investoren werden so wieder Mut fassen und wieder Kapital zur Verfügung stellen", sagte Spence. Es sei auch möglich, dass die Regierung die Papiere letztendlich wieder mit einem Plus verkaufen könne. Auch wenn es ein moralisches Dilemma sei, wäre die Maßnahme vertretbar. "Ansonsten würde das gesamte System zusammenbrechen. Auch den einfachen Bürgern ginge es dann nur noch schlechter", sagte Spence.
Quelle: Der Tagesspiegel