Französischer Finanzminister bewundert Merkel für Krisenmanagement
Archivmeldung vom 12.06.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire, gibt erstmals Einblicke in die Verhandlungen auf EU-Ebene während der Coronakrise: "Europa ist in der Nacht vom 7. auf den 8. April ganz haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt", sagte Le Maire dem "Spiegel".
Es seien unheimlich harte und zähe Verhandlungen unter den EU-Finanzministern gewesen, auch nach Stunden sei man sich nicht einig geworden. "Ich hatte große Angst, dass alles in einem Desaster enden könnte." Die französische Seite habe bei der Vorbereitung des europäischen Rettungspakets ab einem bestimmten Zeitpunkt bewusst "Wörter, die Ärger machen" gemieden, wie Eurobonds oder Corona-Bonds, um die Deutschen nicht zu verstimmen.
"Ihre Kanzlerin hat Großes geleistet und enormen politischen Mut bewiesen." Er bewundere sie dafür.
Auch die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe mit zwei Vorschlägen entscheidend zum Wiederaufbaufonds beigetragen. "Der französische Präsident und drei Frauen haben diesen Kontinent in einer seiner schwersten Krisen gerettet: Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Christine Lagarde."
Das sei eine Premiere in der Geschichte Europas. Le Maire zeigte sich zuversichtlich, dass der Widerstand der "Sparsamen Vier" überwunden werden kann. Auch bei ihnen setze sich die Einsicht durch, dass die Situation ernst sei. Für Frankreich kündete er die Hinwendung zu einer sehr grünen, umweltfreundlichen Wirtschaftspolitik an. Europa müsse sich als wirtschaftlich und politisch eigenständige Macht gegenüber China und den USA positionieren. Sehr deutlich dementierte er nicht enden wollende Gerüchte in Paris, nach denen er den Posten des Premierministers anstrebe: "Um dies ein für alle Mal klarzustellen, nein, nein und nochmals nein. Ich möchte Finanzminister bleiben."
Quelle: dts Nachrichtenagentur