Bundesregierung rechnet mit Rückkehr von Dschihadisten-Kindern
Archivmeldung vom 08.01.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Bundesregierung vermutet, dass mehr als 100 Kinder von aus Deutschland ausgereisten Dschihadisten zurückkommen könnten. Das erklärte die Regierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, über die die "Welt" in ihrer Montagausgabe berichtet. Demnach verfüge die Regierung "derzeit über Informationen, die eine niedrige dreistellige Anzahl von Minderjährigen erwarten lassen, wobei der Großteil im Baby- bzw. Kleinkindalter sein dürfte".
Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic kritisierte diese Angaben als unzureichend: "Die Bundesregierung rechnet mit mehr als 100 minderjährigen Angehörigen von IS-Fahrern aus Deutschland in den Kriegsgebieten, beruft sich dabei aber nur auf vage Informationen, ohne sich selber eine Faktenbasis zu schaffen." Dabei benötige man "dringend fundierte Erkenntnisse zu den Minderjährigen, damit die Reintegration in unsere Gesellschaft gelingen kann", erklärte die Innenexpertin. Mihalic forderte ein "bundesweites Präventionsnetzwerk". Radikalisierung müsse "bekämpft" werden, "bevor sie sich in konkreten Anschlägen entlädt", warnte die Grünen-Politikerin vor möglichen Konsequenzen.
Laut Bundesregierung sollen in den vergangenen Jahren rund 960 Islamisten aus Deutschland in die Kriegsgebiete in Syrien und im Nordirak ausgereist sein. Zuletzt war die Zahl als Folge der militärischen Niederlagen des IS deutlich zurückgegangen. 2014 waren es noch rund 310, im Jahr 2017 bis Ende November nur noch etwa 70. Von etwa einem Drittel der Ausgereisten weiß die Bundesregierung, dass sie wieder zurück in Deutschland sind.
Quelle: dts Nachrichtenagentur