Corona-Krise: EU-Handelsausschuss-Chef wirft EU-Kommission Versagen vor
Archivmeldung vom 17.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Vorsitzende des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange (SPD), hat scharfe Kritik am Vorgehen der EU-Kommission im Kampf gegen die Corona-Pandemie geübt.
"Die EU-Kommission hat viel zu viel Zeit verstreichen lassen. Was hat die Kommission gemacht, als es in China losging? Sie ist nach Afrika gefahren, sie ist nach Griechenland gefahren. Den Virusausbruch aber hatte die Kommission nicht auf dem Schirm", sagte Lange den Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland".
Nicht einmal an das Banalste sei gedacht worden. "Es müsste doch selbstverständlich sein, dass es zunächst einmal darum geht, dass es Solidarität bei der Verteilung von medizinischer Schutzausrüstung geben muss", kritisierte der EU-Handelsausschuss-Chef. "Die Kommission hätte viel schneller dazu aufrufen müssen", dass man eine "gerechte Verteilung von Schutzausrüstung in der EU" brauche. Von den Grenzkontrollen, die unter anderem die Bundesregierung an den Grenzen zu den Nachbarländern eingeführt hat, halte er "sehr, sehr wenig", so der SPD-Europaabgeordnete weiter.
"In Deutschland ist das verarbeitende Gewerbe zu fast 70 Prozent abhängig von Zulieferern aus der EU. Durch diese Grenzkontrollen wird es zu Verzögerungen kommen, die gerade in der Automobilproduktion wegen der Just-in-Time-Lieferung durchschlagen", sagte Lange. Das Risiko sei da, "dass die Politik in manchen Mitgliedsstaaten über dauerhafte Grenzkontrollen nachdenkt. Das wäre wirtschaftlicher Sprengstoff", so der EU-Hand elsausschuss-Chef weiter. Er hoffe aber, dass es dazu nicht kommen werde, wenn die Coronavirus-Krise einmal vorbei sei. Die Wertschöpfungsketten in der Europäischen Union seien sehr eng miteinander verzahnt. "Es ist völlig absurd zu glauben, wir könnten Produktionen innerhalb Europas wieder auf die Nationalstaatsebene ziehen. Das wäre ökonomischer Selbstmord", sagte Lange den Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland".
Quelle: dts Nachrichtenagentur