Magazin: Portugals Regierung bestellt deutschen Botschafter ein
Archivmeldung vom 09.07.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit einer unbedachten Äußerung über die Finanzlage Portugals hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) offenbar diplomatische Verwicklungen ausgelöst: Wie der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, bestellte das über Schäubles Aussagen verärgerte portugiesische Außenministerium am 30. Juni den deutschen Botschafter in Lissabon ein.
Der Diplomat habe sich dort anhören müssen, dass entgegen der Einschätzung des deutschen Finanzministers die Lage der portugiesischen Staatsfinanzen keineswegs besorgniserregend sei. Schäuble hatte tags zuvor bei einer Podiumsdiskussion gesagt, Portugal brauche, wenn es sich nicht an Vorgaben und Vereinbarungen halte, ein neues Hilfsprogramm des europäischen Rettungsschirms ESM. "Das werden sie bekommen", hatte Schäuble hinzugefügt. Die portugiesische Linksregierung, die einige Sparvorgaben zurückgenommen hat, will neue Hilfskredite verhindern.
Die Wortmeldung Schäubles wertet sie als Einmischung und unerbetene Belehrung, schreibt der "Spiegel". Die Einbestellung eines Botschafters gilt unter EU-Partnern als außergewöhnlich. Die Bundesregierung spielt den Vorgang herunter, berichtet das Magazin weiter: Die Botschaft in Lissabon pflege enge Kontakte mit dem dortigen Außenministerium. Es gebe "zwischen guten Partnern immer wieder auch Gespräche über aktuelle Fragen der Währungsunion".
Quelle: dts Nachrichtenagentur