Verteidigungsministerium plant Szenario für kompletten Truppenabzug aus Afghanistan in vier Monaten
Archivmeldung vom 20.11.2020
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Freigeschaltet durch André OttDas Bundesverteidigungsministerium arbeitet an einem Szenario für einen Komplettabzug der Bundeswehr aus Afghanistan binnen weniger Monate.
Wie der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Tobias Lindner, der "Rheinischen Post" und dem Bonner "General-Anzeiger" sagte, werden nach dem angekündigten US-Truppenabzug vom Hindukusch im Hause von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer derzeit mehrere Szenarien für einen Abzug durchgespielt. Lindner: "Dass das deutsche Verteidigungsministerium nun verschiedene Szenarien für einen Abzug der Bundeswehr ausplant- darunter auch einen Abzug in weniger als vier Monaten - ist nun zwingend notwendig, auch und gerade zum Schutz der deutschen Soldatinnen und Soldaten."
Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte beiden Zeitungen, dass an einem solchen Plan - auch für einen vollständigen Abzug binnen vier Monaten -- gearbeitet werde. Dafür habe man allerdings auch schon vor der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, das US-Kontingent deutlich zu verkleinern, geplant. Am Ende folge die Bundeswehr aber der politischen Entscheidung. Nach Angaben des Sprechers sollen bis zu 150 Logistiker der Rückverlege- und Verwertungsorganisation der Bundeswehr in Masar-i-Scharif den Abzug vorbereiten, begleiten und organisieren. 100 Logistiker seien dazu bereits im Land. Dabei gehe es auch darum, welches Material zurück nach Deutschland geflogen, welches Gerät eventuell den Afghanen überlassen und welche eigenen Waffen oder Fahrzeuge im Einsatzland womöglich "unbrauchbar" gemacht würden.
Grünen-Sicherheitspolitiker Lindner sagte: "Dass der Afghanistan-Einsatz sich dem Ende zuneigt, ist schon seit Monaten kein Geheimnis. Die Frage ist nicht, ob der Einsatz endet, sondern wann und unter welchen Rahmenbedingungen. Das betrifft sowohl die Bedingungen, unter denen die Bundeswehr abzieht, als auch die politische Perspektive für Afghanistan selbst."
Quelle: Rheinische Post (ots)