Niederlande: Wirtschaftskrise überschattet Parlamentswahlen
Archivmeldung vom 12.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn den Niederlanden wird am 17. März 2021 ein neues Parlament gewählt. Der Zeitraum für die Stimmabgabe soll sich aufgrund der Coronapandemie auf drei Tage beginnend vom 15. bis zum 17. März erstrecken. Insgesamt stehen 37 Parteien zur Wahl. Jüngsten Prognosen zufolge hat die bisherige Regierungskoalition unter dem im Januar 2021 zurückgetretenen Ministerpräsidenten Mark Rutte die besten Chancen auf eine Wiederwahl.
Die kommende niederländische Regierung steht vor großen ökonomischen Herausforderungen. "Zwar ist die Wirtschaft 2020 glimpflicher durch die Coronakrise gekommen als die meisten anderen EU-Staaten, doch dürfte die Konjunkturerholung in den Niederlanden dieses Jahr schwächer ausfallen als in allen anderen Mitgliedsländern", sagt Torsten Pauly, Experte für die Niederlande bei Germany Trade & Invest (GTAI). Im Jahr 2020 ist das niederländische reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,8 Prozent gesunken (EU-Durchschnitt 6,8 Prozent), für dieses Jahr wird jedoch nur mit einem Wachstum von 1,8 Prozent gerechnet. Anders sieht es in der EU aus: Die Kommission rechnet insgesamt mit einer Zunahme von 3,7 Prozent. Auch die Umsatzerwartungen der niederländischen Unternehmen für die kommenden drei Monate haben sich im ersten Quartal 2021 laut Pauly wieder stark eingetrübt: "Besonders pessimistisch sind der Handel, die Gastronomie, die Veranstalter und die in den Niederlanden sehr wichtige Logistikbranche."
Trotz der verhaltenen Wirtschaftsprognosen entwickeln sich einige Branchen in den Niederlanden positiv. So sollen allein neun Milliarden Euro in Wasserstoffprojekte fließen. Diese finden sich im ganzen Land, teilweise mit Beteiligung deutscher Partner wie RWE. Daneben setzen die Niederlande auf Windparks in der Nordsee: Bis 2029 sollen an mehreren Standorten über acht Gigawatt hinzugebaut werden. Weiter an Bedeutung gewinnen auch Biomasse und Solarenergie. Der Umbau des Energiemix bietet entsprechend auch deutschen Unternehmen große Chancen.
Auch der niederländische Agrarsektor verspricht deutschen Ausrüstern viele Absatzchancen. Rasant an Bedeutung gewinnt die Digitalisierung. "Im Jahr 2019 haben die Landwirte insgesamt 2,8 Milliarden Euro investiert und dabei Ausrüstungen im Wert von 1,6 Milliarden Euro importiert. Deutschland war mit einem Anteil von rund 30 Prozent führendes Lieferland", so Pauly.
Die niederländischen Häfen sind seit Ausbruch der Coronapandemie voll funktionsfähig, was auch für Deutschland sehr wichtig ist. Dennoch ist das Warenaufkommen in der Covid-19-Krise stark zurückgegangen: Im Jahr 2020 ist der Umschlag in Rotterdam um 6,9 Prozent und in Amsterdam um 14,5 Prozent gesunken.
Quelle: Germany Trade & Invest (ots)