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Versicherungsschutz entzogen? – Mehrere Fluggesellschaften meiden jetzt die Ukraine

Archivmeldung vom 14.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Eine SkyUp Airlines B737-700 im Anflug auf den Flughafen Paris Charles-de-Gaulle, Paris, Frankreich, im Jahr 2019
Eine SkyUp Airlines B737-700 im Anflug auf den Flughafen Paris Charles-de-Gaulle, Paris, Frankreich, im Jahr 2019

Foto: FlickreviewR 2
Lizenz: CC BY-SA 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Beim zivilen Flugverkehr in die Ukraine zeichnet sich eine vollständige Abkopplung des Landes von internationalen Routen ab. Grund dafür sind die Spekulationen um einen bevorstehenden Krieg, wie er in den westlichen Medien an die Wand gemalt wird. Die Fluggesellschaft KLM hat Flüge gestrichen, ein Flug der ukrainischen SkyUp wurde nach Moldawien umgeleitet. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtet, dass die nationale Fluggesellschaft KLM ihre Flüge in die Ukraine einstellt. Allem Anschein nach wird es bald auch andere Fluggesellschaften treffen.

In einer am Samstag veröffentlichten Erklärung teilte KLM mit, dass der für den Abend geplante Flug in die ukrainische Hauptstadt Kiew nicht durchgeführt werde. Die Fluggesellschaft berief sich dabei auf Reisehinweise der niederländischen Regierung, die auf "Code Rot" angepasst worden waren, sowie auf eine "umfassende Sicherheitsanalyse". Die niederländische Airline erklärte, dass es bei diesem Schritt darum gehe, "sichere und optimale Routen zu wählen."

Am Sonnabend musste zudem ein Passagierflugzeug der Kiewer Fluggesellschaft SkyUp Airlines seinen Flug von Portugal in die ukrainische Hauptstadt abbrechen, nachdem der in Irland ansässige Eigentümer des geleasten Flugzeugs die Einreise in den ukrainischen Luftraum untersagt hatte. Nach Angaben eines Sprechers der Fluggesellschaft musste das Flugzeug, das ursprünglich für den Kiewer Flughafen Borispol bestimmt war, stattdessen in der moldawischen Hauptstadt Chișinău landen. Der Eigentümer des Flugzeugs, der es an SkyUp vermietet, habe die ukrainische Gesellschaft kontaktiert, als sich der Flieger bereits in der Luft befand. Er habe der Airline zufolge mitgeteilt, dass es dem Flugzeug "kategorisch" verboten sei, in den ukrainischen Luftraum einzufliegen.

Eine Quelle der Nachrichtenplattform strana.ua – der Meldung zufolge ein Luftfahrtmarkt-Insider – offenbarte, dass ein Pool großer internationaler Versicherungsgesellschaften sich darauf vorbereite, bereits am Montag den Versicherungsschutz für den Luftraum über der Ukraine aufzukündigen. Das hätte zur Folge, dass die Versicherungsfälle von Fluggesellschaften nicht gedeckt würden, wenn diese die Ukraine überfliegen.

Der Leiter der Beratungsagentur Friendly Avia Support, Alexander Lanetsky, erläuterte gegenüber strana.ua die Folgen, sollte diese Entwicklung eintreten: 

"Die meisten Flugzeuge sowohl ukrainischer als auch ausländischer Fluggesellschaften befinden sich nicht in ihrem Besitz, sondern werden im Rahmen eines Operating Lease geleast. Der Leasinggeber verlangt eine Versicherung in Höhe des Wertes des Flugzeugs zuzüglich 10 Prozent (10-100 Mio. USD), um mögliche Risiken abzudecken. Darüber hinaus muss die Fluggesellschaft nach internationalem Recht eine Haftpflichtversicherung abschließen, deren Kosten sich für den europäischen Markt auf 550 Millionen Dollar pro Jahr belaufen. Ohne letztere können Flugzeuge nicht abheben. Ohne Versicherungsschutz hat die Fluggesellschaft kein Recht zu fliegen."

Fänden sich keine anderen Versicherungsgesellschaften, die die Risiken im ukrainischen Luftraum abzudecken bereit sind,  käme der Flugverkehr in der Ukraine völlig zum Erliegen.

Die informierte Quelle von strana.ua erläutert die Hintergründe wie folgt: 

"Eigentlich ist dies keine Überraschung für den Markt. Die erste Glocke läutete kurz vor dem Jahreswechsel, als ein Leasinggeber – ein europäisches Unternehmen – verlangte, dass zwei Flugzeuge der ukrainischen Fluggesellschaft aus der Ukraine abgezogen werden. Damals war noch nicht ganz klar, worum es sich handelte. Es kursierten Gerüchte, dass es sich um das Problem eines bestimmten Luftfahrtunternehmens handelte, das knapp bei Kasse war und nicht wusste, ob es zahlen konnte, so dass die Versicherer dem Eigentümer der Flugzeuge rieten, sie nach Europa zu bringen. Aber seit Januar wiederholten sich solche Vorgänge auch bei anderen Fluggesellschaften. Die internationalen Versicherer bestehen zunehmend darauf, dass die Flugzeuge ausländischer Fluggesellschaften, die sie betreuen, nicht in Kiew geparkt werden dürfen. Die Entscheidung, die Risiken von Flügen über die Ukraine nicht zu decken, ist seit langem reif. Und das Bekanntwerden eines konkreten Datums für Putins 'Angriff' hat dies nur noch beschleunigt." 

Eine indirekte Bestätigung findet diese Vermutung darin, dass Eigentümer von Privatfliegern offenkundig bereits von ihren Versicherungsgesellschaften Post erhalten haben. Darin sei ihnen der Versicherungsschutz mit einer Frist von 48 Stunden gekündigt worden. Diese Schreiben enthielten zugleich die Aufforderung, die Privatjets binnen der gesetzten Frist in ein europäisches Land zu überführen.

Ein ukrainischer Politiker, der einen Privatflieger besitzt, sagte gegenüber dem Korrespondenten der Nachrichtenplattform: 

"Vor ein paar Stunden erhielt ich eine Mitteilung von der Versicherungsgesellschaft, dass das Flugzeug innerhalb von 48 Stunden in die europäische Zone gebracht werden muss. Mein Jet ist derzeit nicht in der Ukraine, also habe ich beschlossen, ihn im Ausland zu belassen."

Strana.ua fand weiter heraus, dass Auslöser dieser Entwicklung offensichtlich ein großer Rückversicherer mit Sitz in London ist. Dieser habe alle seine Kunden und Leasinggeber angeschrieben und den Ausschluss von Schäden, die sich in oder über der Ukraine ereignen, angekündigt. 

Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa erklärte inzwischen gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RBC, dass die Möglichkeit einer Einstellung des Flugverkehrs in Betracht gezogen werde. Sie fügte hinzu, dass das Unternehmen die Situation in der Ukraine genau beobachte. Der Vertreter der Airline stellte jedoch klar, dass "noch keine Entscheidung getroffen worden ist."

Quelle: RT DE

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