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Bekannter Investigativjournalist in der Slowakei ermordet

Archivmeldung vom 26.02.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de

In der Slowakei ist der bekannte Investigativjournalist Ján Kuciak ermordet worden. Der 27-Jährige und seine Lebensgefährtin wurden am Sonntagabend (25.02.) erschossen in ihrem Haus in Velkej Maci im Westen der Slowakei gefunden, wie die Behörden mitteilten. Die Polizei hält es für wahrscheinlich, dass der Doppelmord mit Kuciaks journalistischer Tätigkeit zusammenhängt.

"Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten ist in einem Land der Europäischen Union ein Journalist ermordet worden", sagte der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr. "Die slowakischen Behörden müssen jetzt schnell aufklären, wie es zu dieser schockierenden Tat kommen konnte, obwohl Ján Kuciak schon vor Monaten bedroht wurde."

Kuciak war als Reporter des Nachrichtenportals Aktuality.sk auf große Recherchen zu Korruption und Steuerhinterziehung spezialisiert. Der slowakische Polizeipräsident sagte bei einer Pressekonferenz, die journalistische Tätigkeit Kuciaks sei das wahrscheinlichste Motiv für den Mord. Weitere Journalisten von Aktuality.sk würden nun unter Polizeischutz gestellt. Die Verlage Axel Springer und Rigier, denen Aktuality.sk über eine gemeinsame Tochtergesellschaft gehört, erklärten, der Verdacht liege nahe, dass der Mord im Zusammenhang mit einer laufenden Recherche stehe (http://ogy.de/vnaf).

Medienberichten zufolge hatte Kuciak auch über mutmaßliche Verfehlungen von Unternehmern berichtet, die der Partei Smer von Ministerpräsident Robert Fico nahestehen sollen. Im Herbst soll er Drohungen erhalten haben und erstatte daraufhin Anzeige bei der Polizei (http://ogy.de/w8l7). In Kuciaks letztem Artikel vor seinem Tod ging es um Marián Kocner, einen slowakischen Geschäftsmann mit kontroversen Verbindungen zu mehreren Politikern (http://ogy.de/clqv).

FÜNFTER JOURNALISTENMORD IN DER EU SEIT 2008

Am 16. Oktober war in Malta die bekannte Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia ermordet worden. Drei Männer stehen wegen der Tat derzeit unter Mordanklage vor Gericht, aber die Auftraggeber der Tat sind nach wie vor völlig unklar. Reporter ohne Grenzen fordert deshalb mit einer Protestmail-Aktion an die maltesischen Behörden vollständige Aufklärung über die Hintergründe des Verbrechens. (Zur Aktion: http://ogy.de/prk5)

Bestätigt sich, dass Kuciak wegen seiner journalistischen Tätigkeit ermordet wurde, dann wäre dies der fünfte Mord an Journalisten in der EU innerhalb von zehn Jahren. 2008 wurde in Kroatien der Zeitungskolumnist Ivo Pukanic durch einen Sprengsatz getötet, 2010 in Griechenland der Radiojournalist Socratis Guiolias erschossen. Anfang 2015 starben in Frankreich zwölf Menschen bei dem Terroranschlag auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo, darunter sieben Journalisten.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht die Slowakei auf Platz 17 von 180 Ländern weltweit. Mehr zur Lage der Journalisten dort finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/slowakei, mehr zu Gewalt gegen Journalisten weltweit in der im Dezember veröffentlichten Jahresbilanz der Pressefreiheit (www.reporter-ohne-grenzen.de/jahresbilanz).

Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V. (ots)

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